Vermischtes, Wettbewerbe
Bei der Nominierung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur spielt Technik keine Rolle
Für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021 wurden jüngst acht Projekte nominiert (www.nachhaltigkeitspreis.de/architektur/nominierte-2021). Dominierend ist hierbei wieder das Thema Holzbau mit einem Hotel, einem Mehrfamilienhaus, einem Konzertsaal und der Ergänzung eines Verwaltungsgebäudes. Der neue Trend „Einfach Bauen“ wird mit Forschungsbauten gleichen Namens und der entsprechenden Sanierung eines einsturzgefährdeten Gründerzeitgebäudes aufgegriffen. Ebenfalls en vogue ist Gebäudebegrünung, zu der es ein nominiertes Projekt gibt. Gartenbauer und Idealisten finden begrünte Fassaden verständlicherweise toll. Ansonsten ist das eher gutes Immobilienmarketing und nicht unbedingt nachhaltig. Mehr Grün muss trotzdem in unsere Städte, aber besser mit weniger Aufwand. Und last but not least gibt es noch ein Recyclinghaus. Bleibt die Frage, warum der Recyclingbaustoff Stahl, der ja auch wiederverwendet werden kann, keine Rolle spielt oder auch Recyclingbeton und leichte Carbonbeton-Konstruktionen. Ist die Bandbreite der Möglichkeiten für nachhaltiges Bauen, für nachhaltige Architektur wirklich so schmal? Müssen wir uns an die eigene Nase fassen und konsterniert zugeben, dass nichts Anderes eingereicht wurde? Die Ingenieurin Lamia Messari-Becker hatte festgehalten: „Mit Forschung, Entwicklung und Innovationen müssen Lösungen für nachhaltiges Bauen, Ressourceneffizienz und Klimaschutz möglich werden. Alle Baumaterialien und Bauweisen werden gebraucht, aber die gegenwärtigen Methoden müssen hinterfragt werden.“
In der Kurzauflistung sind leider nur Bauherr und Architekt:in angegeben. Dies suggeriert, dass nachhaltige Architektur von Architekt:innen gemacht würde und ignoriert den gerade beim nachhaltigen Bauen erforderlichen ganzheitlichen Ansatz als Teamleistung – einschließlich der Ingenieur:innen. Positiv anzumerken ist, das in den Jurybegründungen zur Nominierung inzwischen die beteiligten Ingenieur:innen, etwa für Tragwerksplanung, Bauphysik, Klimaengineering oder Brandschutz, auch benannt werden. Dies war im Vorjahr noch anders. Trotzdem bleibt deutlich zu bemängeln, dass auch die Jury nahezu ausschließlich aus Architekt:innen besteht, aber keine einzige Ingenieur:in vertreten ist. Da muss schon die Frage erlaubt sein, wie ganzheitlich nachhaltige Architektur bewertet werden kann, wenn Technikwissen, wenn Ingenieur:innen dabei außen vor bleiben? Vielleicht ist dies ja eine Ursache für die klischeehaften Nominierungen zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021. Ich glaube gemeinsam mit den Ingenieur:innen ist deutlich mehr möglich.