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Stahlbau, Vermischtes

DGNB-Studie zu CO2-Emissionen von Bauwerken

In einer internen DGNB-Studie „Benchmarks für die Treibhausgasemissionen der Gebäudekonstruktion“ haben Dr. Anna Braune (Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung), Levan Ekhvaia (Berater Zertifizierung International) und Kathrin Quante (Forschungsprojekte) 50 zertifizierte Gebäude hinsichtlich ihres CO2-Fußabdrucks ausgewertet. Ein zentrales Ergebnis: Gut ein Drittel aller Treibhausgasemissionen eines Gebäudes entstehen bei der Herstellung und Errichtung. Die Hebel zur Reduktion dieser verbauten CO2-Emissionen liegen unter anderem in der Bauweise, den Bauteilen mit großer Masse und der Nutzungsdauer der Baustoffe. Die Studie liefert Planenden und Auftraggebenden konkrete Benchmarks für ihre eigenen Bauprojekte.

Treibhausgasemissionen nach Bauteilen (Mittelwerte, Module A1-A3, B4 und C3, C4 und D  kumuliert)

Treibhausgasemissionen nach Bauteilen (Mittelwerte, Module A1-A3, B4 und C3, C4 und D kumuliert) (Grafik: DGNB)

In der Energieeffizienz von Neubauten wurden in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Mit Blick auf die nächsten Jahre muss jetzt dringend ein zusätzlicher Fokus auf die Treibhausgasemissionen des Bauwerks legen. Diese machen gut ein Drittel der gesamten Gebäudeemissionen aus und können bei Gebäuden mit sehr niedrigem CO2-Fußabdruck sogar bei 50 Prozent und mehr liegen. Hier eine Datengrundlage und Orientierung zu schaffen und die Diskussion mit konkreten Zielen für 2030 anzustoßen, ist ein zentrales Ziel der Studie. 46 Büro- und vier Wohngebäude mit einer Brutto-Grundfläche zwischen 600 und 40.000 Quadratmetern wurden ökobilanziell ausgewertet. Darunter befanden sich drei Holz- bzw. Holzhybridgebäude, 25 Gebäude in Massivbau- und 22 in Stahlbeton-Skelettbauweise. Die gesamten Treibhausgasemissionen lassen sich in betriebsbedingte und verbaute Emissionen unterteilen. Letztere liegen bei konventionellen Neubauten im Lebenszyklus von 50 Jahren bei etwa 500-800 kg CO2e/m2. Die in der DGNB-Studie untersuchten Gebäude liegen zwar mit im Mittel ca. 440 Kilogramm CO2e/m2 unter dem Referenzwert der DGNB Zertifizierung für Neubauten, doch muss dieser Wert für den Klimaschutz weiter deutlich sinken.

Die Datensätze wurden anhand zahlreicher Parameter wie Bauweisen, Bauteile und Lebenszyklusphasen ausgewertet. Bei den Bauweisen schneiden die drei Holz- und Holzhybridbauten gut ab. Eine Einzelfallbetrachtung zeigt jedoch, dass auch Massiv- oder Stahlbetongebäude gute Ergebnisse erreichen können und ein Holzhybrid-Gebäude in der Lebenszyklusbetrachtung nicht per se besser ist. Beim Vergleich der Herstellungsemissionen der Bauteile fallen die Decken mit mehr als einem Drittel besonders ins Gewicht, gefolgt von den Außenwänden und der Gründung. Unter den Gebäuden mit den höchsten CO2-Werten des Bauwerks befinden sich sehr hohe Gebäude mit einem starken Anteil an den Decken bzw. den Innenwänden und Dächern. Die Betrachtung der Bauteile zeigt, dass neben der Wahl der Baustoffe ein enormes Reduktionspotenzial in den Bauteilen mit den größten Massen liegt. Auch die Nutzungsdauer der Bauteile spielt eine wichtige Rolle: Die mit dem Austausch von Bauteilen verbundenen Treibhausgasemissionen liegen ungefähr gleichauf mit denen der Gründung.

Die DGNB-Studie ist verfügbar unter: www.dgnb.de/studie-oekobilanzierung.

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Datum 10. Dezember 2021
Autor Dr. Bernhard Hauke
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