Interviews, Vermischtes
Im Gespräch: Daniel Schäfer – Moderne Netzwerkbogenbrücke
Die Brücke über die A 9 nahe dem Autobahnkreuz Nürnberg-Ost ist eine ressourceneffiziente Landmarke in zeitgemäßem Design. Mit detaillierten Berechnungen und optimiertem Montagekonzept wurde die Brücke wirtschaftlich realisiert. Mit dem Brückenbauingenieur Daniel Schäfer von BPR Dr. Schäpertöns Consult hat Bernhard Hauke über Entwurf und Planung gesprochen.
Der Bauherr hatte sich ein symbolisches Tor zur Region Nürnberg gewünscht. Wie hat das den Brückenentwurf beeinflusst?
Daniel Schäfer: Der erste Ansatz war eine Bogenkonstruktion, in Anlehnung an den Torbogen. Zugleich wollte ich mit der Brücke zeigen, dass Symbolkraft, modernes Design, Effizienz und Wirtschaftlichkeit gleichzeitig möglich sind. Daher haben wir uns für den Netzwerkbogen und schlanke Stahl-Kastenprofile entschieden. Wichtig war uns, dass die Brücke aus allen Richtungen gut ausschaut, also auch für die Fischbacher Bürger.
Die gewählte Netzwerkbogenbrücke glänzt mit geringem Materialverbrauch?
D. S.: Das Netzwerk reduziert die Biegebeanspruchungen in Bogen und Versteifungsträger stark, was kleinere Profile und geringe Blechstarken ermöglicht. Weiter haben wir Stahlquerträger unter der Fahrbahn vermieden. Die beiden Bogen haben wir nach innen geneigt. Sie stabilisieren sich so gegenseitig und man braucht weniger Aussteifungen. Zuletzt haben wir den Bauablauf so geplant, dass die Brücke wahrend der Herstellung nicht durch zusätzliche Konstruktionen abgestützt oder ausgesteift werden muss.
Wie erfolgte die Minimierung der erforderlichen Hänger bei geringem Durchmesser?
D. S.: Aus Erfahrung und eigener Forschung haben wir die Berechnungen gleich mit weniger Hängern gestartet, als die Literatur empfiehlt. Die Netzgeometrie ist so ausgelegt, dass alle Hänger möglichst gleichmäßig belastet sind. Für die Zugstangen haben wir marktübliche Systeme mit Festigkeit S460 bzw. S500 ausgeschrieben.
Ist es vorteilhaft, wenn die vollständige Planung in einer Hand liegt?
D. S.: Planung und Berechnung der Brücke waren nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Vor allem im Hinblick auf Zusammenbau, Stahlbaumontage und das Betonieren der Fahrbahnplatte. Wir haben das alles schon im Entwurf bedacht und in der Ausführungsplanung mit dem Bauherrn, dem Prüfingenieur und der Baufirma optimiert. Wenn der Denkprozess dazu erst mit der Vergabe an eine Baufirma gestartet wäre, hatte das zeitlich nicht funktioniert und sicherlich waren einige gute Ideen untergegangen.
Daniel Schäfer ist Bereichsleiter und Prokurist im Ingenieurbüro BPR Dr. Schapertons Consult GmbH & Co. KG in München. Im Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2021 erläutert Daniel Schäfer zusammen mit Lorenz Ringeisen Form und Konzept der Netzwerkbogenbrücke über die A 9 bei Nürnberg weiter, siehe auch www.ingd4c.org.