Vermischtes
Katastrophe mit Ansage – Der Brückeninfarkt und die Lehren daraus
Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
die Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe: Die Talbrücke Rahmede im Zuge der Autobahn A 45, der Sauerlandlinie, ist im Dezember mit sofortiger Wirkung für den Verkehr total gesperrt worden. Nach mehrmonatiger Notreparatur sollte sie zumindest teilweise wieder für den Verkehr freigegeben werden. Die nächste Hiobsbotschaft folgte auf dem Fuße: Jetzt teilte die Autobahn GmbH des Bundes mit, dass die Brücke noch mehr Schäden hat als befürchtet, in Folge dessen nie wieder von einem Auto befahren werden darf und abgerissen werden muss.
Was bedeutet das? Für rund 64.000 Fahrzeuge pro Tag, darunter 13.000 Lastwagen, erst einmal zeitaufwändige Umwege. Und das nicht nur für ein paar Wochen, sondern für mindestens fünf Jahre. Dann soll, so die schon sehr optimistische Vorstellung der Autobahn GmbH, die neue Brücke fertig sein. Diese Blechlawine quält sich während dieser Zeit nun in Form von langen Staus über Umleitungsstrecken. Für die Anwohner dieser Strecken wird das ein jahrelanger Horror. Ganz zu schweigen von dem volkswirtschaftlichen Schaden, der durch die verlängerten Transportzeiten entstehen wird.
Die zentrale Frage ist: „Lessons learnt?“ Was ist der Grund für diese Verkehrskatastrophe? Wieder einmal haben Verwaltung und Politik zu lange gewartet. Vor zehn Jahren bereits hatte die Brücke bei einer Prüfung die nicht wirklich sagenhafte Note „nicht ausreichend“ erhalten. Statt ernsthaft und angemessen zügig in die Pötte zu kommen, gab es verwaltungstypische Planungen. Danach sollte die Brücke neu gebaut werden – und zwar „schon“ 2026, also rund 15 Jahre später. Dabei ist die Rahmede-Talbrücke der nicht das erste und auch nicht das erste prominente Beispiel – siehe Leverkusen.
Bei allen frommen Wünschen der Naturburschen müssen wir uns im Klaren sein: Auf viele weitere Jahre hin werden Autos und LKW die Verkehrsmittel bleiben, die unsere Volkswirtschaft und das Leben jedes Einzelnen maßgeblich mobilisieren. Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, beim Thema Brückensanierung Gas zu geben. Auch diese Idee ist allerdings nicht neu: Das hatte auch die alte Bundesregierung schon gebetsmühlenartig vorgetragen. Das Problem ist aber letztlich nicht das Wollen, sondern das Können: So lange nicht endlich die Planungsabteilungen vernünftig besetzt werden und die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, wird die Sauerlandlinie bestimmt nicht die letzte Verkehrsschlagader bleiben, die einen Infarkt erleidet.
Nicht nur zum Brückenthema finden Sie noch mehr Infos in unserem aktuellen UBB. Ihnen viel Spaß beim Lesen und alles Gute!
Ihr Prof. Dr. jur. Günther Schalk, Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt