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Campus, Projekte

Praktikum in Afrika

Ingenieure ohne Grenzen errichten Zisterne in Tansania

Wer Bauingenieurwesen studiert, schuftet während der Semesterferien nicht selten auf einer Baustelle. So weit, so gewöhnlich. Etwas außergewöhnlicher ist es allerdings, wenn die gewählte Baustelle rund 7000 Kilometer vom Studienort entfernt liegt – wie derzeit bei Martin Lenting und Jasmina Beddar. Die beiden Studierenden der Fachhochschule Münster sind Mitglieder der hiesigen Regionalgruppe der Ingenieure ohne Grenzen und arbeiten in ihrer  vorlesungsfreien Zeit auf einer Baustelle in der tansanischen Stadt Mtwara am indischen Ozean. Dort helfen sie, eine Zisterne zu errichten, die künftig 200 Studentinnen in vier neugebauten Studentenwohnheimen mit Wasser versorgen soll.

Besprechung auf der Zisternenbaustelle

Baubesprechung (Foto: Jochem Hinz)

„Oft fließt in tansanischen Haushalten überhaupt kein Wasser“, sagt Lenting, der schon die Vorstellung unangenehm findet, aus Wassermangel auf das regelmäßige Duschen verzichten zu müssen. In warmen Ländern wie Tansania könne fehlendes Wasser jedoch zu weitaus größeren Problemen führen, weiß der angehende Bauingenieur. „Im tropischen Klima kann eine mangelnde sanitäre Versorgung schlimme gesundheitliche Folgen haben.“ Diesen soll der unterirdische Wasserspeicher aktiv vorbeugen, indem er fortwährend frisches Wasser bereithält. „Die Zisterne wird mit gefiltertem Regenwasser von den Wohnheimdächern gefüllt, in der Trockenzeit auch mit dem Wasser aus der kommunalen Versorgung“, erklärt Lenting. So entstehe ein Puffer, der die Versorgung der Wohnheime dauerhaft sichere.
Dass dafür die öffentliche Wasserversorgung alleine nicht ausreichen werde, habe sich bereits Ende 2011 gezeigt, als mit dem Bau der Wohnheime begonnen wurde, sagt Jochem Hinz aus Münster. Der pensionierte Bauingenieur, ebenfalls Mitglied der Ingenieure ohne Grenzen, hatte sich schon im Januar vom Baufortschritt überzeugt und steht nun den Studierenden vor Ort mit fachlichem Rat zur Seite. „Für die Versorgung der 200 Studentinnen ist eine Unterstützung der Wasserversorgung dringend erforderlich“, betont der 71-Jährige die Notwendigkeit des Vorhabens.
Dass der Bau der Zisterne nun begonnen hat, freut auch Jasmina Beddar: „Es ist schön, jetzt endlich aktiv zu werden.“ Die Studentin beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Entwicklungszusammenarbeit und hat im vergangenen Jahr bereits ihre Bachelorarbeit am Fachbereich Bauingenieurwesen über die Tragwerksplanung der Wohnheime geschrieben. „Seitdem haben wir viel Zeit und Arbeit in die Planung der Zisterne investiert.“ Dazu kooperieren sie und die anderen Mitglieder der Regionalgruppe seit über einem Jahr mit ihren tansanischen Projektpartnern, den Missionsbenediktinerinnen zu Tutzing.
Zum Oktober, wenn die ersten Studentinnen in das Wohnheim einziehen und das neue Semester beginnt, soll die Zisterne fertiggestellt sein – sofern alles nach Plan verläuft. „Der Bauablauf in Tansania unterscheidet sich schon ein wenig von dem in Deutschland“, findet der erfahrene Ingenieur Hinz. „Manchmal sind Baumaterialien oder Technikteile für die Pumpen nicht verfügbar, und natürlich sind auch die Landessprache und die Kultur für uns Europäer fremd.“ Aber der afrikanische Bauunternehmer, der die Wohnheime baut, sei zu einem wichtigen Partner geworden, der jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehe.
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 20.000 Euro. Die Finanzierung über Spenden haben die Studierenden mit Hilfe anderer Engagierter der Regionalgruppe Münster zum Teil schon selbst gestemmt. Für notwendige Pumptechnik, Leitungen und Regenrinnen sind die Aktiven allerdings noch auf der Suche nach weiteren Spendern.

Weitere Informationen:

Datum 29. August 2012
Autor FH Münster
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