Interviews
Der Zustand unserer unterirdischen Infrastruktur wird sich in den kommenden 15 Jahren deutlich verbessern
Sieben Fragen an Fabian Fasel, Gebr. Fasel Betonwerke GmbH
Vita Fabian Fasel:
- geb. 1984
- gelernter Betonfertigteile-Hersteller
- Weiterbildungen in Betontechnologie und Steuerungstechnik
- August 2000: Eintritt in die Gebr. Fasel Betonwerk GmbH
- November 2010: Berufung in die Geschäftsführung der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH
1. Beim Einsatz des FABEKUN-Rohrsystems entsteht zuerst ein etwas höherer investiver Aufwand. Trotzdem greifen zunehmend mehr Planer und Auftraggeber auf das System zurück: Worauf führen Sie das zurück?
Der Neubau einer Kanalhaltung ist immer mit Kosten für den Netzbetreiber verbunden. Dabei fallen neben den reinen Baukosten wie Erdarbeiten und Verlegung der Leitung auch Materialkosten für die Rohre an. Hier gibt es zum Teil große Unterschiede in Abhängigkeit zu den ausgewählten Rohrwerkstoffen. Für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind aber neben den Investitionskosten auch die Betriebskosten sowie die Nutzungsdauer, sprich Lebenserwartung der Rohre zu berücksichtigen. So können unter Umständen günstige Investitionskosten hohe Betriebskosten sowie eine kurze Nutzungsdauer der Haltung nach sich ziehen. Daher sollte bei der Auswahl der Rohre auch der Fokus auf die Betriebskosten sowie die Nutzungsdauer gelegt werden. Dass haben viele Planer und Netzbetreiber erkannt und berücksichtigen das in ihren Ausschreibungen.
2. Wie kam man in Ihrem Unternehmen zu der Kombination aus Beton- und Kunststoffrohr und welche Vorteile hat sie gegenüber klassischen Rohrsystemen?

FABEKUN®-Kanalrohre aus Beton und PVC-U vereinen die Vorteile beider Werkstoffe in einem Rohr. Das Ergebnis ist ein äußerst dichtes, stabiles und langlebiges Rohrsystem. (Gebr. Fasel Betonwerk)
Die Idee, die Werkstoffe Beton und Kunststoff zu einem Rohr zu verbinden hatte mein Vater Georg Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. Als erfahrener Tiefbauer konnte er im Umgang mit Kanalrohren aus Kunststoff bzw. Beton immer wieder Schwächen feststellen – etwa Verformungen an Kunststoffrohren aufgrund der auftretenden Erdlast oder Undichtigkeiten aufgrund von Qualitätsmängeln bei Betonrohren. Beide Werkstoffe verfügen über Schwächen und Stärken – so sein Fazit. Vor diesem Hintergrund hat mein Vater die richtige Idee gehabt und umgesetzt: Georg Fasel kombinierte die hervorragenden Materialeigenschaften der beiden Rohrmaterialien Beton und Kunststoff zu einem Kanalrohrsystem, das später den Markennamen FABEKUN tragen sollte, der sich aus den Wörtern Fasel, Beton und Kunststoff zusammensetzt. Beton brachte insbesondere die nötige Stabilität und Kunststoff eine hohe Korrosionsbeständigkeit in die „Partnerschaft“ ein.
3. Warum gibt es in Ihrer Produktion keine sogenannten Bananen?
Sofort entschalte Betonrohre neigen dazu, beim Transport von der Produktionsmaschine zum Trockenplatz Setzungen zu bilden. Je nach Ausprägung ergibt sich daraus dann die typische Bananenform. Die Ursachen sind vielfältig und können z. B. an der Verdichtung, der Rütteldauer oder der Stellung der Maschine liegen. Da das innenliegende Kunststoffrohr eine regelrechte Stützfunktion für das Betonrohr übernimmt, sind Ergebnisse wie diese bei der Produktion von FABEKUN®-Rohren nahezu auszuschließen.
4. Worin besteht das Prä Ihrer Rohre in Wasserschutzgebieten und welche Rolle räumen Sie dem Thema Dichtungen in der Forschung ein?

Fachgerechtes Einfetten des Spitzendes vor dem Einbau des Kanalrohres. Das Kunststoffrohr schützt den Beton vor Korrosion und das Betonrohr den Kunststoff gegen Verformung durch statische Belastung. Außerdem bringen die Kunststoffrohre ihre ausgezeichneten hydraulischen Eigenschaften und ihre hohe Maßgenauigkeit ein. (Gebr. Fasel Betonwerk)
Der Umweltschutz hat insbesondere in den letzten Jahren das Augenmerk auf die Gefahr gelenkt, die von undichten Abwasserleitungen ausgeht. Aus ihnen kann Abwasser austreten (Exfiltration), wodurch der umgebende Boden und das Grundwasser verunreinigt werden. Bei starken Regenfällen und hohen Grundwasserständen kann aber auch Grund- bzw. Fremdwasser in die Abwasserleitung gelangen (Infiltration). Dadurch wird unter Umständen das gesamte Entwässerungssystem überlastet, wodurch die Reinigungsleistung einer Kläranlage beeinträchtigt wird und über die Entlastungsanlagen Schadstoffe in die Gewässer gelangen können. Gleichzeitig werden bei der Infiltration Bodenpartikel in die Leitung eingespült, die zu Ablagerungen innerhalb des Rohres führen. Ebenso ist es möglich, dass sich Hohlräume rund um die Leitung bilden, wodurch die Bettung zerstört wird.
5. Und hier kann das FABEKUN®-Kanalrohrsystem mit seinen Produkteigenschaften punkten?
Ganz genau. Es wurde für besondere Ansprüche in der Wassertechnologie konzipiert, egal ob es Regenwasser, Schmutzwasser oder Frischwasser transportiert. Es gilt als ein besonders dichtes und langlebiges Kanalrohrsystem von hohem Gebrauchswert, das den ganzen Bereich vom Hausanschluss bis zur Kläranlage abdeckt. Das herausragende an FABEKUN ist das Doppeldichtsystem, das bei jedem Rohr aus zwei unabhängig voneinander funktionierenden Dichtungen besteht: Einer innen gekammerten Dichtung im Kunststoffrohr und einer äußeren Dichtung der Betonrohre. Das Doppeldichtungssystem an den Rohrverbindungen ermöglicht den Einsatz selbst in Trinkwasserschutzgebieten gemäß DWA-Arbeitsblatt „Abwasserleitungen und -kanäle in Wassergewinnungsgebieten“ (DWA-A 142).
6. Auf Ihrem Werksgelände haben Sie ihr technikForum gebaut, in dem Sie auch Schulungen durchführen. Was war der Hintergrund und welche Erfahrungen haben sie bisher gemacht?

Auftraggeber, Planer und Mitarbeiter ausführender Unternehmen können sich im neuen technikForum über die vielfältigen Tiefbaulösungen aus der FABEKUN-Produktpalette informieren oder an Schulungen teilnehmen. (Gebr. Fasel Betonwerk)
Wir laden Auftraggeber, Planer und Mitarbeiter ausführender Unternehmen ein, sich in unserem technikForum über die vielfältigen Tiefbaulösungen aus der FABEKUN-Produktpalette zu informieren oder an Schulungen im Umgang mit den verschiedenen Systemkomponenten teilzunehmen. Dabei erhalten die Besucher einen Einblick in die Produktion, die umfangreiche Produktpalette sowie aktuelle Neuerungen. Darüber hinaus wollen wir mit den Besuchern vor allem über Themen wie die Wirtschaftlichkeit im Kanalbau, die technischen Vorteile eines speziellen Dichtsystems oder das perfekte Zusammenspiel von Ökologie und Ökonomie diskutieren. Planer und Netzbetreiber stehen im Umgang mit leitungsgebundenen Infrastrukturen vor großen Herausforderungen, etwa bei der Schaffung von zukunftsfähigen Systemlösungen, die technische, ökonomische und ökologische Anforderungen gleichermaßen erfüllen. Hier geben wir Informationen und Impulse. Wir haben das technikForum im Sommer 2019 eingeweiht. Die Rückmeldungen der bisherigen Besucher lassen sich auf den Nenner bringen: „Wer kommt, geht mit mehr“.
7. Wie schätzen Sie die Situation im Bereich der Abwasserkanäle in 15 Jahren ein?

Abwassernetze, bei denen ein Höhenunterschied zu überwinden ist, sind das Einsatzgebiet des neuen Pumpschachtes der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH. Die Arbeit der Pumpe im Schacht wird über einen Schwimmer reguliert. Ab einer bestimmten Pegelhöhe wird das Abwasser über eine Druckrohrleitung in den nächsten Schacht gefördert. (Gebr. Fasel Betonwerk)
Wenn vom Leitungsbau und von der Leitungssanierung hierzulande die Rede ist, dann wird in diesem Zusammenhang gerne von einer Generationenaufgabe gesprochen. Es gelte, für eine funktionierende unterirdische Infrastruktur auch noch für die kommenden Generationen zu sorgen. Doch hier liegt noch einiges im Argen. Nach wie vor besteht ein hoher Sanierungsbedarf – so das Fazit einschlägiger Untersuchungen. Sie verdeutlichen, dass die derzeitigen Anstrengungen und Aufwendungen der Netzbetreiber nicht ausreichen, den bestehenden Sanierungsbedarf signifikant abzubauen und somit einen Beitrag zum Erhalt der baulichen Substanz zu leisten. Dieses Verhalten führt zu einem schleichenden Verzehr der Substanz und geht zu Lasten nachfolgender Generationen.
Hier gilt es anzusetzen: Mit Blick auf die nachfolgenden Generationen müssen Politik, Wirtschaft, Institutionen und Fachverbände an Konzepten für einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit Energie und Rohstoffen, genauso wie mit vorhandenem Anlagevermögen wie etwa den infrastrukturellen Einrichtungen arbeiten. Ich denke, wir sind hier auf einem guten Weg. Auch die Kommunen verstehen sich zunehmend als Teil der Gesellschaft und sehen sich in der Verantwortung für ihre Beschäftigten und die Umwelt. Konsequent beschreiten sie den Weg zu einer zukunftsorientierten Nachhaltigkeitsstrategie, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Gesichtspunkte umfasst. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass sich der Zustand unserer unterirdischen Infrastruktur in den kommenden 15 Jahren deutlich verbessern wird.