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Studie: Zuwandererzahlen erfordern Neubau von 400 000 Wohnungen pro Jahr

Neubaugebiet

Neubaugebiet (Foto: Sebastian Engels)

Um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum bei steigenden Zuwandererzahlen zu decken, müssten bis 2020 jedes Jahr 400 000 neue Wohnungen gebaut werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognose des auf Stadtentwicklung spezialisierten Pestel-Instituts, die am Dienstag, 15. September, in Berlin vorgestellt wurde. Von diesen neu zu bauenden Wohneinheiten müssten 80 000 preisgebundene Sozialwohnungen sein. In diesem Jahr würden bundesweit voraussichtlich 270 000 Wohnungen fertiggestellt, davon 120 000 Mietwohnungen.

Der Autor der Studie, Matthias Günther, sagte, er gehe für dieses Jahr von einer Netto-Zuwanderung von einer Million Menschen aus – rund 300 000 EU-Arbeitsmigranten und 700 000 Asylbewerber, die bleiben. «Die Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist oder nicht, hat sich damit endgültig beantwortet», fügte er hinzu.

Aktuell fehlten in den Ballungsgebieten bereits rund 770 000 Wohneinheiten. Viele Berufstätige wohnten deshalb in Großstädten notgedrungen in WG-Zimmern, sagte Günther. Junge Erwachsene blieben wegen der Flaute auf dem Wohnungsmarkt unfreiwillig länger im «Hotel Mama». In den Großstädten sei die Zahl der Quadratmeter pro Kopf in den vergangenen Jahren erstmalig wieder gesunken.

Das Verbändebündnis Sozialer Wohnungsbau, das die Studie in Auftrag gegeben hatte, schlug vor, den Wohnungsbau durch einen Verzicht auf die Grunderwerbsteuer und die befristete Aussetzung der Grundsteuer für geförderte Wohnungen anzukurbeln. Zudem seien attraktive steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten nötig. Das Bündnis, dem Verbände der Bau- und Immobilienbranche und der Deutsche Mieterbund angehören, sprach sich auch für ein befristetes Aussetzen erhöhter Energieeffizienzauflagen ein, um Investoren zu entlasten.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte vergangene Woche erklärt, angesichts der hohen Zahl neu ankommender Flüchtlinge seien mindestens 350 000 neue Wohneinheiten pro Jahr nötig. Auch andere einkommensschwache Gruppen seien dringend auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Hendricks hatte sich außerdem für eine deutliche Erhöhung der Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau ausgesprochen. Die baupolitische Sprecherin der Linke-Bundestagsfraktion, Heidrun Bluhm, kritisierte: «Der in der letzten Woche eingebrachte Haushalt für 2016 sieht bisher keinerlei Sonderausgaben oder Erhöhungen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus vor, obwohl der steigende Bedarf an bezahlbarem Wohnraum lange absehbar ist.»

Die Staatsbank KfW stößt mit ihrem Förderprogramm für Flüchtlingsunterkünfte derweil auf rege Nachfrage bei Städten und Gemeinden. Eine gute Woche nach dem Start war am Montagabend mit 184 Millionen Euro bereits mehr als die Hälfte der zur Verfügung stehenden rund 300 Millionen Euro abgerufen, berichtete ein Sprecher am Dienstag. Der Vorstand werde bereits in den nächsten Tagen über eine Aufstockung entscheiden. Kommunen können über das Programm Darlehen mit Laufzeiten von 10, 20 oder 30 Jahren erhalten. Die Darlehen sind mindestens für die ersten zehn Jahre zinslos.

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Datum 16. September 2015
Autor dpa
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