Reise
Tel Aviv – Stadt mit Eigenschaften
„Die weiße Stadt am Meer“ oder „Die Stadt die niemals schläft“? Beides sagt man über Tel Aviv und beides trifft zu. Doch Tel Aviv (zu dt. etwa „Frühlingshügel) ist mehr, weit mehr… Es ist, wie ich nun erfahren durfte, eine Stadt, die mit ihren Einwohnern (Tel Avivim genannt) sich noch durch viele weitere, ungemein reizvolle Facetten und vielleicht unerwartete Eigenschaften auszeichnet. Der erste Eindruck ist der von einer Stadt, die durch ihr kulturelles Angebot, ihren durchaus orientalischen Charme, die Lage direkt am Mittelmeer, den allgegenwärtigen Neubau und gleichzeitig den Verfall vieler Gebäude eine einzigartige Mischung darstellt.
Der Stadtmensch kann sich hier nur wohlfühlen: Hektik und entspanntes Leben zugleich – Tel Aviv, c’est la vie – um einen alten Kalauer nicht auszulassen, der mehr über diese Stadt sagt als tausend Skizzen. Wonach einem auch grade sein mag, die Stadt wird es einem bieten. Und dann diese Menschen, die auf erfrischende Art stets aufgeschlossen, herzlich und immer hilfsbereit sind. Diese Eigenschaften sind es auch, die ich mit Israel und Tel Aviv im Speziellen nun am meisten verbinde.
Auf insgesamt ca. 50 Fuß-Kilometern, die mir in anderthalb Tagen auf dem Frühlingshügel beschieden waren, gelang mir immerhin ein erster Eindruck der Metropole und ich war mehr als begeistert. Allerdings stimme ich meinem artig mitgeführten Reiseführer zu: die Sehenswürdigkeiten liegen (vermutlich) woanders „zum Beispiel im 60 Kilometer entfernten Jerusalem“. Für derlei Ausflüge aber fehlte leider die Zeit.
Allerdings hat auch Tel Aviv unbedingt seine Sehenswürdigkeiten. Bauhaus-Freunde kommen in Tel Aviv voll auf ihre Kosten, haben doch 4.000 Bauhaus-Gebäude der Stadt den Status als Weltkulturerbe verschafft. Im Bauhaus-Center (http://www.bauhaus-center.com/) in der Dizengoff Straße gibt es dazu alles, was das Bauhausherz begehrt.
Ist man gut zu Fuß und hat man genügend Zeit, lohnt auf alle Fälle ein ausgedehnter Spaziergang am Strand. Etwas südlich liegt die kleine Altstadt Tel Avivs, deren Cafés und Parkanlage zum Verweilen einladen; auch hat man von dort einen unvergleichlichen Ausblick auf Küstenlinie und Skyline der Stadt.
Straßencafés und Imbisse sonder Zahl, und auch hier täuscht mein Reiseführer nicht: das schönste Café liegt tatsächlich „immer an der nächsten Ecke“. Sollten sich unterwegs Appetit oder gar Hunger melden, lassen sich Schawarma oder Falafel jenseits deutscher Budenstandards – wirklich wärmstens empfehlen. Dazu am besten gleich die Grapefruitlimonade, die fast jeder Laden anbietet. Allerdings stellen die hebräischen Buchstaben für den der Schrift unkundigen eine gewisse Hürde da, so dass der Zeigefinger zum (über)lebenswichtigen Medium wird.
Wen es zum Shoppen in das ca. 3 km im Landesinnern gelegene Azrieli Center verschlägt, der sollte den Abstecher zur Aussichtsplattform im 49. Stockwerk des Wolkenkratzers nicht versäumen. Von dort lässt sich ein einzigartiger (fast) 360°-Ausblick über Tel Aviv genießen.

Das Gründungsviertel "Neve Tzedek" beherbergt viele Boutiquen, Galerien und noch mehr Cafés (Foto: Francisco Velasco)
Unbedingt besuchenswert ist auch das Gründungsviertel „Neve Tzedek“, in dem sich mittlerweile viele Galerien, Mode-, Schuh- und Schmuckläden und (noch mehr) Cafés angesiedelt haben.
Tel Aviv mit dem Drahtesel: An vielen Straßenecken kann ein Fahrrad angemietet werden – die ersten 30 Minuten sind kostenfrei, jede weitere zahlt die Kreditkarte.
Ist es dann viel zu früh Abend geworden, klingt dieser sehr schön bei einem Strandspaziergang oder mit Freunden in einer der zahlreichen Strandbars aus – dort ist auch der Sonnenuntergang am schönsten.
Zu den praktischen Hinweisen: Auf der Hinreise empfiehlt es sich, einen Rückflugnachweis, die Daten zur Unterkunft und einen Nachweis, warum man das Land besucht, stets griffbereit mit sich zu führen. Und, ja es stimmt, bei der Rückreise aus Tel Aviv sollte man wirklich drei Stunden früher am Flughafen sein – da mein Rückflug bereits für 5.45 Uhr anstand, hatte ich keine besonders lange Nacht … Grund sind die beinah akribischen sowie zeitaufwändigen Handgepäckkontrollen und die damit verbundenen Befragungen. Hier gilt es, höflich zu bleiben, nichts persönlich zu nehmen und vor allem aber: „keine Witze“.