Einen Besuch wert
Aufzug Bad Schandau
Bad Schandau ist ein sächsischer Kurort kurz vor der tschechischen Grenze. Die Kleinstadt erstreckt sich vom romantischen Elbtal bis auf ein Hochplateau. Bereits 1904 wurde auf Initiative des Hoteliers Rudolf Sendig ein Personenaufzug im Jugendstil gebaut, um eine Höhen von 48 m zum Ortsteil Ostrau zu überwinden (Bild 1). Die Stahlkonstruktion des Turmes wurde von Kelle & Hildebrandt aus Dresden geplant und gebaut, die unter anderem auch die Dachkonstruktion der Dresdner Kreuzkirche errichtet hatten. Der Aufzug Bad Schandau ist seit 1954 als Technisches Denkmal geschützt. 1961 erfolgte eine statische Überprüfung (Bild 2) und nach einer Stilllegung 1984 gab es 1990 eine erste Grundinstandsetzung.

Bild 2 Zeichnung vom Personenaufzug von 1960/61 (Bild: Mäder, W.: Statische Nachberechnungen zum Personenaufzug )
Die Konstruktion ist zeittypische aus filigranen Formstahlprofilen (Bild 2). Der 57 m hohe Hauptturm besteht aus vier Eckstützen aus abgestuften Winkeln und Kreuzstreben. Die 27 m lange, zweifeldrige Zugangsbrücke wird von zwei Hauptträgern mit Ständerfachwerk gebildet. Mittig erfolgt eine Lagerung auf einer 14 m hohen Λ-Fachwerkstütze. Eine Bestandsaufnahme zeigte Korrosionsschäden mit Querschnittsminderung aufgrund ungünstiger Details. Proben belegten Bleimennige und andere Schadstoffe. Durch chemische Analyse wurde ein bedingt scheißbarer Flussstahl nach dem Thomas-Verfahren identifiziert. Die Randbedingungen der Schweißeignung wurde mit Aufschweißbiegeversuchen und geschweißten Zugproben aus Alt- und Neustahl bestimmt. Mit Altstahl-Zugproben wurde eine charakteristische Fließgrenze von 265 N/mm² ermittelt, so das mit S235 gerechnet werden konnte. Die statische Berechnung erfolgte am 3D Modell (Bild 3) mit Bruttoquerschnitten zur Ermittlung der Querschnittsauslastung als Ausschreibungsgrundlage. Nach erfolgter Einhausung wurden der Korrosionsschutz entfernt und die Nettoquerschnitte ermittelt. Im Vergleich mit den rechnerischen Beanspruchungen konnten damit erforderliche Verstärkung oder Austausch von Bauteilen bestimmt werden. Abschließend wurde der Korrosionsschutz grunderneuert (2008).
Der Aufzug Bad Schandau ist einen Besuch wert, weil die alte Flussstahlkonstruktion von 1904 technisch anspruchsvoll saniert ist (Bild 5). Und nebenbei, der Panoramablick ins Elbtal (Bild 1) oder eine Wanderung zu den Elbsandsteingebirge-typischen Schrammsteinen (Bild 6) sind wunderbar.

Bild 3 Tragwerksmodell und Verformungsfigur unter Windbelastung von 2008 (Abbildung: Krebs und Kiefer)
Aufzug Bad Schandau
Rudolf-Sendig-Straße
01814 Bad Schandau
www.bad-schandau.de/personenaufzug
Fahrzeiten Sommer 9 – 20 Uhr, Winter 9 – 17 Uhr
Errichtung 1904
Stahlbau, Planung & Ausführung: Kelle & Hildebrandt (heute SBS Gruppe), Dresden
Aufzug: August Kühnescherf & Söhne, Dresden
Bauherr: Rudolf Sendig, Bad Schandau

Bild 4 Der historische Personenaufzug Bad Schandau überwindet ca. 48 m Höhe zwischen dem Elbtal und dem Ostrauer Hochplateau (Foto: Aka S.)
Grundinstandsetzung Stahlkonstruktion 2008
Tragwerksplanung: Krebs und Kiefer, Dresden
Prüfingenieur: Prof. Roland Gocht, Dresden
Stahlbau: Schröder Stahlbau, Rathenow
Korrosionsschutz: Litterer Bautenschutz, Dresden
Materialuntersuchungen: TU Dresden, Institut für Stahl- und Holzbau
Schweißbarkeit: Institut für Schweißtechnik Dr. Möll, Darmstadt
Bauherr: Stadt Bad Schandau