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Rezension

BMVI: Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen 2020

Mit dem Jahreswechsel hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale In­frastruktur (BMVI) seine beliebte und erfolgreiche Reihe der Dokumentation „Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen“ auch in 2020 fortgesetzt. In der gewohnten hohen Qualität in Wort und Bild werden wieder zehn Bauwerke, acht Brücken und zwei Tunnelbauwerke, präsentiert. Mit der Auswahl der Beiträge werden erneut die sehr vielfältigen, interessanten und abwechslungsreichen Aufgaben von Bauingenieuren und Architekten in bzw. für die Straßenbauverwaltungen der Länder, für die DEGES, den planenden Ingenieurbüros sowie der Bauindustrie zum Ausbau und zur Erhaltung des Bundesfernstraßennetzes beschrieben. Bei allen Beispielen steht jeweils die Gestaltung der Bauwerke im Vordergrund.

Die 480 m lange, 1966 errichtete Talbrücke „Münchholzhausen“ im Zuge der A 45 zwischen Gießen und Wetzlar wies gegenüber den heutigen Verkehrsbelastungen erhebliche Defizite auf. Der erforderliche Ersatzneubau erfolgte als vierstegiger Plattenbalken in Stahlverbundbauweise mit Vouten im Bereich des Welschbachs. Die Stützweiten der neuen Brückenüberbauten passen sich an die unterschiedlichen Höhen der Trasse über Gelände an und verringern sich zu den beiden Widerlagerseiten hin. Die Pfeiler weiten sich kelchförmig auf und weisen in Pfeilermitte zur Betonung Ausnehmungen auf. Nuten sind jeweils auf den Schmalseiten angeordnet.

Zwischen Bibelried und Aschaffenburg wurde bei Rohrbrunn die Trasse der A 3 verlegt und über der A 3 im Zuge der St 2312 ein neues Bauwerk mit einem Monobogen und schräg abgehängter Fahrbahn errichtet. Das Ursprungsbauwerk war eine imposante Bogenbrücke mit aufgeständerter Fahrbahn gewesen. Um an der höchsten Stelle der im Einschnitt verlaufenden Autobahn wieder ein prägnantes Bauwerk zu errichten, war die Gestaltung der Brücke mit einem entsprechenden Wettbewerb ermittelt worden.

Nördlich von Buxtehude wurde im Zuge der A 26 eine neue Querung mit der ­„Este“ erforderlich. Besondere Gestaltung des Bauwerks in der flachen Landschaft wurde den Lärmschutzwänden auf dem Bauwerk gewidmet. Um die ­Nähe zum Wasser der Nordsee wiederzugeben, sollen in 2021 die Lärmschutzwände noch eine farbige Wellenform ­erhalten. Die Unter- und Überbauten erhielten ovale Aussparungen, die Pfeiler zusätzlich gefärbte horizontale Bänder.

Nördlich von Münster quert die A 1 den Teutoburger Wald. Im Rahmen des sechsstreifigen Ausbaus der Autobahn wurde der Ersatzneubau der 250 m langen Talbrücke „Habichtswald“ erforderlich. Die beiden Überbauten der Teilbauwerke wurden im Taktschiebeverfahren erstellt und mit externen Spanngliedern vorgespannt. Die Pfeiler spreizen sich im Kopfbereich kelchförmig auf.

Im Zuge der A 44 südlich von Kassel war die 700 m lange Talbrücke „Bergshausen“ über das Fuldatal bis zum erforderlichen Neubau im Jahre 2028 zu ertüchtigen. Die zwischen 1958 und 1962 errichtete Fachwerkbrücke erhielt eine Unterspannung mit externen Spanngliedern, schadhafte Schweißnähte wurden entsprechend instandgesetzt.

Südlich von Zwickau war ein vierfeldriges Natursteinbauwerk im Zuge der B 283 über die Zwickauer Mulde durch einen Ersatzneubau zu ersetzen. Es entstand ein flaches, dreifeldriges, semiintegrales Plattenbalkentragwerk, dessen Kragarme am Anschnitt zum Balken ausgerundet wurden.

Östlich von Jena wurde über der A 4 eine Geh-/Radwegbrücke errichtet. Die „Jägerstiegbrücke“ wurde als Ersatz für eine Holzkonstruktion als Stahlfachwerkbrücke errichtet. Unter Knicken im Trassenverlauf wurden schlanke Stützen angeordnet.

Im Zuge der B 29, OU Mögglingen wurde eine Brücke über die Rems und einen Wirtschaftsweg erforderlich. Zum Schutz der Fledermäuse wurden auf den Immissionsschutzbrüstungen der Dreifeldbrücke 4 m hohe blickdichte Membranen angeordnet.

Zwei Berichte zu Tunnelbauwerken bilden den Schluss des Hefts und runden die Dokumentation ab. Der 1.373 m lange Tunnel „Küchen“ im Zuge der A 44 bei Hessisch-Lichtenau wurde bergmännisch aufgefahren.

Der 550 m lange Tunnel „Schnelsen“ im Zuge der A 7 nördlich von Hamburg wurde als biegesteifer, unten offener Rahmen in offener Bauweise erstellt. Durch den Tunnel konnte die Lärmbelastung der angrenzenden Wohngebiete erheblich verbessert und auf der Tunneldecke eine Parkanlage und Kleingärten angeordnet werden.

Das Heft kann per E-Mail (buergerinfo@bmvi.bund.de) kostenfrei beim Bürgerservice des BMVI angefordert werden.

 

 

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Datum 10. Februar 2021
Autor Dipl.-Ing. Christoph Schmitz, Landesbetrieb Straßenbau NRW, Gelsenkirchen
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