momentum magazin für Bauingenieure präsentiert von Ernst & Sohn
Interviews

„Die Ausrichtung der Arbeit wird immer digitaler“

Patrick Schulz, Inhaber und Geschäftsführer der ISM H. Schulz GmbH

Patrick Schulz, Inhaber und Geschäftsführer der ISM H. Schulz GmbH (Foto: Patrick Schulz)

Schlaflose Nächte. Aus Krisenzeiten gehen Unternehmen – wie Menschen – gestärkt hervor, oder sie gehen unter. Patrick Schulz, Inhaber und Geschäftsführer der ISM H. Schulz GmbH, hat im Krisenjahr 2009 das 1981 von seinem Vater als 2-Mann-Betrieb gegründete Unternehmen übernommen und damals an schlaflosen Nächten keinen Mangel gehabt. Heute hat er 40 übertariflich bezahlte Mitarbeiter und die neueste Technik am Markt. Dazu, zu modernem Qualitätsmanagement, zum notorischen Fachkräftemangel und zur Bedeutung regionaler Märkte im Stahlbau befragte momentum Patrick Schulz im folgenden Interview.


momentum
: Herr Schulz, Ihr Vater hat das Unternehmen 1981 als Zwei-Mann-Betrieb gegründet, heute haben sie 40 Mitarbeiter und die neueste Technik am Markt. Wie haben sie das gestemmt?

Schulz: Die Basis Unternehmenserfolgs waren schon immer die Mitarbeiter. Diese waren der Firma gegenüber, in den mehr als 30 Jahren in denen die ISM H. Schulz GmbH mittlerweile besteht, stets sehr loyal, immer motiviert und haben die Firma mit guten Ideen und ihren stark ausgebildeten Fachkenntnissen immer voran gebracht. Dadurch, dass diese auch den Markt einzuschätzen wussten und über Maschinen und Neuerungen auf dem Markt stets informiert waren, konnten wir bei wichtigen Entscheidungen darauf zurückgreifen. Dies hat das Unternehmen im Kern gefestigt und voran gebracht.

Auch heute habe ich ein sehr loyales und motiviertes Team im Rücken, deren Bestreben es ist, höchstmögliche Qualität bei ihrer Arbeit an den Tag zu legen. Das lässt einen sowohl positiv auf die Geschichte des Unternehmens blicken als auch in die Zukunft.


Mit der Anschaffung des Plattenbearbeitungszentrums HSFDB 1800 im Januar 2014 haben Sie auch Ihren Produktionsraum mal eben verdoppelt. Wie kam es zu einer solchen Entscheidung?

Hinter der Entscheidung zu der Anschaffung des Plattenbearbeitungszentrums der Firma Peddinghaus lag das Bestreben, flexibel auf Kundenwünsche reagieren und gemäß diesen produzieren zu können. Zudem ermöglicht die Anschaffung es, weitestgehend unabhängig von Zulieferern arbeiten zu können, ein großer Vorteil hinsichtlich flexiblem Arbeiten.

Plattenbearbeitungsmaschine der Firma Peddinghaus

Maschine der Firma Peddinghaus (Foto: ISM H. Schulz GmbH)

Diese hochmoderne Plattenbearbeitungsmaschine ist in der Lage, Stahlplatten innerhalb kürzester Zeit zu brennen. Zusätzlich ermöglicht sie die automatische Bohrung des Stahls. Durch diese Vernetzung der zuvor einzeln auszuführenden Arbeitsschritte in nur einem Arbeitsprozess kann Zeit gespart werden. Effektivität und Effizienz werden gestärkt. Auch kann der Fehlerquotient bei der Auftragsbearbeitung so gesenkt werden. Die Qualität unserer Produkte kann somit weiter verbessert und gesichert werden.


Stichwort modernes Qualitätsmanagement – was heißt das für Sie und wie beschreiben Sie dessen Bedeutung?

Bei uns wird Qualitätsmanagement anhand von eigens dafür konzipierten Checklisten gelebt und kann somit stetig verbessert werden. Gerade durch, aber auch wegen der Ausrichtung auf das vornehmlich digital ausgerichtete Arbeiten ist eine Fokussierung auf das Qualitätsmanagement gesichert. Durch den Einsatz von diversen Maschinen wie z. B. einem 3D-Laser, der zum Aufmaß verwendet wird und die erfassten Daten somit direkt digital zur Weiterbearbeitung liefert, könnte die Fehlerquote zukünftig gesenkt werden. Alle Auftragsdaten würden digital erfasst und verbessert. Das würde beim Aufmaß anfangen und sich über den gesamten Fertigungsprozess bis hin zur Auslieferung ziehen.

Dadurch, dass die Ausrichtung der Arbeit immer digitaler wird ist die Gewährleistung von Qualitätsmanagement also elementar. Die Frage. „Wie überwache ich meine Norm?“ steht allgegenwärtig im Raum.


Können Sie sich bei Ihrer derzeitigen Expansion noch lange leisten, auch kleinere und kleine Aufträge anzunehmen?

Es ist grade die Kombination aus kleineren und größeren Aufträgen, die es ausmacht, schließlich kommt es auf das Gesamt-Engagement an. Durch unser Plattenbearbeitungszentrum HSFDB 1800 von Peddinghaus können wir binnen kürzester Zeit Großaufträge abwickeln und sprechen so auch die Industrie an. Zudem sind wir jedoch durch unsere Expansion in der Lage, mehrere Aufträge gleichzeitig abzuwickeln. So können wir also beides, kleinere und große Aufträge annehmen und abwickeln und wollen dies auch.

Generell steht immer im Vordergrund, jeden Kunden zufrieden stellen zu können, sei es durch einen Großauftrag, oder eben durch einen kleineren.


Sie haben das Unternehmen Ihres Vaters 2009 gekauft – auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise. Wie sehen Sie das im Rückblick?

Wenn ich jetzt an diesen Zeitpunkt von vor sechs Jahren zurückdenke, erinnere mich besonders an die schlaflosen Nächte, die dieser Entscheidung voran gegangen sind. So eine Entscheidung fällt nicht leicht, auch ohne den Hintergrund der Weltwirtschaftskrise. Arbeitsplätze wollen erhalten und das Unternehmen voran gebracht werden. Es war sicherlich kein einfacher Weg, doch wir haben es geschafft stetig weiter zu wachsen.

Heute denke ich, dass dieser Weg genau der richtige war. Denn lieber in schlechten Zeiten groß und vor allem erfolgreich werden, als in guten Zeiten. Das stärkt dem ganzen Unternehmen den Rücken und den Zusammenhalt untereinander.


Sie bezahlen übertariflich, haben aber – wie die meisten anderen Unternehmen auch – Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Was muss sich da ändern?

Um dieses Problem langfristig anzugehen, wäre es notwendig, dass sämtliche Betriebe ausbilden würden. Nur wenn konsequent die Basis für die Nachwuchsförderung geschaffen wird, können sich daraus auch Fachkräfte entwickeln – welche wirklich notwendig sind. Wir selbst bilden derzeit drei Lehrlinge aus und auch für Praktikanten steht die Tür bei uns immer offen. Wir freuen uns über jeden jungen Menschen, der Interesse für den Stahlbau zeigt und seine Zukunft in dieser Branche sieht und legen viel Wert darauf, die Berufseinsteiger in jeder Phase zu begleiten.

Ein weiteres Problem mit Bezug auf den Fachkräftemangel liegt jedoch auch darin, dass sich die Arbeit im Handwerk und explizit auch im Stahlbau immer weiter weg von dem analogen Arbeiten hin zu einem digitalen Denken entwickelt. Wir sind nicht mehr Schlosser, sondern vielmehr Programmierer. Auf diese neue Ausgangsposition muss sich der Arbeitsmarkt erst noch ausrichten.


Wie bewerten Sie in Zeiten der Globalisierung mit Bezug auf den Stahlbau die Rolle regionaler Märkte?

Durch die Globalisierung werden sämtliche Vorgänge am Markt transparent. Unternehmen sind einem ständigen Wettbewerb ausgesetzt, müssen immerzu in der Lage sein, flexibel zu agieren. Das ist auch im Stahlbau nicht anders. Der ständige Wettbewerb sorgt dafür, dass immerzu kostensenkend gedacht werden muss, um vor allem auf dem regionalen Markt weiter bestehen zu können.


Herr Schulz, haben Sie vielen Dank für dieses Interview

 

Leserkommentare

  1. Klaus Bösch | 10. Januar 2017

    Habe mitte der 80er Jahre für das Unternehmen gearbeitet Muste dann aber wegen einer bandscheiben op den beruf aufgeben. Ich habe gern für Hermann Schulz gearbeitet ,war wie in einer großen Familie. Es war auch nicht immer einfach in der alten Werkstatt bei minus graden. unser LKW war ein Hannomag Henschel,keine Ahnung wie alt. wurde nachher durch einen Mercedes glaube ich ersetzt , ich durfte den jedenfalls bei Hermann in Hamah abholen.
    Wünsche dem Unternehmen weiterhin viel erfolg.
    Klaus Bösch

Schreibe einen Kommentar…

Datum 5. Juni 2015
Autor Burkhard Talebitari
Schlagwörter , ,
Teilen facebook | twitter | Google+