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Betonbau

Die Zukunft in 3D – die aktuelle Ausgabe der Beton- und Stahlbetonbau

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit (privat)

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ (Franz Kafka)

Im Bauwesen erfordern Innovation und Fortschritt oft einen sehr langen Atem. Schlüsselbegriffe aus den Förderprogrammen, insbesondere, wenn sie branchenübergreifend formuliert sind, wie „Neue Materialien“, „Technologien neu denken“, „Neue Bauformen und Konstruktionsarten“ klingen gut und einfach, sie bedeuten in der Realität jedoch im Bauwesen oft einen langen und steinigen Weg voller kontroverser Diskussionen der agierenden Interessensvertreter, Abstimmungen und aufwendiger Zulassungs- und Normungsverfahren.

Unsere Branche ist wie keine zweite durch hohe Anforderungen an die Sicherheit und Dauerhaftigkeit geprägt, zu Recht. Dies ist Ehre und Bürde zugleich, vor allem wenn es darum geht, Innovationen in die Bauwelt einzuführen. Das Deutsche Sicherheits- und Normungskonzept ist hierbei im Vergleich zu anderen Ländern kein Motor für Innovation. Vieles im Bauwesen ist in seinen Grundzügen seit den Anfängen der Stahlbetonbauweise unverändert geblieben und steht seither außer Frage. Nichtsdestotrotz gilt der Leitspruch „Stillstand bedeutet Rückschritt“ und so ist es eine Kernaufgabe der Forschung, sich von
allen Paradigmen frei zu machen und ohne Scheu vor den Hürden bis in die Praxis das Bauen der Zukunft vollkommen neu zu denken und alles bisherige in Frage stellen zu dürfen.

Dinge, die in anderen Industriezweigen mittlerweile bereits zur gelebten Praxis gehören, wie Virtual Reality, Augmented Reality, Automation und 3D-Druck, halten nun auch ganz zaghaft und langsam, heraus aus den Kinderschuhen der Forschung, Einzug ins Bauwesen. Für das erste 3D-gedruckte Haus in Deutschland wurde nun beispielsweise im Oktober 2020 der Startschuss gegeben.

Welche dieser Technologien und Ideen wo und wann einen festen Platz in dieser manchmal behäbigen und vorsichtigen Branche finden wird, welche den langen Atem beweist, alle Hürden zu überwinden, welche sich möglicherweise nur als kurzzeitiger Hype erweist oder welche tatsächlich das Bauwesen zu revolutionieren vermag, das steht in den Sternen.

Jedoch zeigt das vorliegende Themenheft, dass es eine Vielzahl von vielversprechenden Ansätzen gibt. Unbestreitbar sind vor dem Hintergrund der Herausforderungen unserer Zeit wie dem Fachkräftemangel, der knapper und in der Qualität teils schlechter werdenden Ausgangsstoffe und dem notwendigen Kampf gegen den Klimawandel Neuerungen unumgänglich. Vielleicht kommen wir um ein Loslösen von Bauweisen, Methoden und Materialien, die bislang nie in Frage gestellt wurden, gar nicht herum.

Die Coronakrise hat uns in den zurückliegenden Monaten vielfach bewiesen, dass dieses Loslösen von Dingen, die bislang als unverzichtbar und unumgänglich galten, möglich ist. Deshalb blicken wir mit diesen neuen Erfahrungen entweder auf ein Erstarren und Beharren des Gelebten oder wir lösen uns von inneren Hürden und Vorbehalten für die Ideen der Zukunft des Bauens und sind gespannt, welche davon wir in den kommenden Jahren regelmäßig in unserer täglichen Praxis sehen werden.

Frohes Weihnachtsfest, kommen Sie gut ins Neue Jahr und bleiben Sie gesund.

Wolfgang Breit

PS: Kekse aus dem 3D-Drucker sind Printen?!

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