Politik
Dobrindt: “Modernes Bauen: Erst digital, dann real bauen und Zuschlag für den Besten, nicht den Billigsten”
Experten tagen zu Vergaberecht / Plattform Digitales Bauen gegründet
Zum fünften Mal trifft sich heute die Reformkommission Großprojekte unter der Leitung von Bundesminister Alexander Dobrindt. Die Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und öffentlicher Hand erarbeiten Vorschläge, wie Zeit- und Kostenpläne bei großen Bauprojekten künftig besser eingehalten werden können. Schwerpunkte der heutigen Sitzung sind das Vergaberecht, das Bauvertragsrecht und die partnerschaftliche Zusammenarbeit am Bau.
Dobrindt: “Wir brauchen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bauherren, Planern und ausführenden Unternehmen. Dazu wollen wir auch die Vergabepraxis ändern. Bauprojekte sollen künftig an den qualitativ Besten vergeben werden – und nicht an den vermeintlich Billigsten. Der Preis allein darf kein Ausschlusskriterium sein.”
Die Reformkommission möchte erreichen, dass die Qualität der Angebote und der Umgang mit Risiken bei der Vergabe besser berücksichtigt werden. Zugleich sollen ein stetiger Informationsaustausch, klare Entscheidungswege, eine partnerschaftliche Projektcharta und gute Streitschlichtungsmechanismen die Bauprozesse beschleunigen. Die Experten prüfen darüber hinaus, wie sogenannte “Bonus-Malus-Regelungen” eingesetzt werden können. So sollen finanzielle Anreize geschaffen werden, um mit einer Baustelle früher fertig zu werden oder die geplanten Kosten zu unterschreiten.
Wie von Dobrindt im Rahmen der Reformkommission vorgeschlagen, gründen die Verbände der Planungs- und Bauwirtschaft heute die “Plattform Digitales Bauen”. Kernstück ist die Einrichtung einer professionellen “Bauen Digital GmbH”. Sie soll die Standardisierung von Prozess- und Bauteilbeschreibungen vorantreiben, Leitfäden für digitale Planungsmethoden (Building Information Modeling, BIM) entwickeln und Musterverträge bereitstellen.
Dobrindt: “Die “Bauen Digital GmbH” ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Bauen der Zukunft. Die Plattform soll maßgeblich dazu beitragen, dass modernstes Digitales Bauen in allen Bereichen zum Standard wird. Modernes Bauen heißt: erst digital, dann real bauen. Das muss der Standard werden, um Kosten zu senken und Fehler zu vermeiden.”
Leserkommentare
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Dietrich Huber | 16. Februar 2015
Ich bin seit beinahe 50 Jahre freiberuflicher Bauingenieur und habe all die Jahre den Schwachsinn miterlebt, dass der öffentliche AG immer dem billigsten Planer den Zuschlag erteilt hat (oder dem der die besten Beziehungen hatte) unabhängig von dessen Können. Dieses war meist gar nicht gefragt.
Es war weit verbreitete Praxis, dass die Planungen dieser Kollegen, auch vom eigenen AG, gar nicht ernst genommen werden wollten, sondern Sondervorschläge dringend erhofft waren.
Dass diese unnützen und häufig überteuerten Planungen nicht unerheblich Geld gekostet haben, hat selten gestört.
Die Sondervorschläge haben es in der Regel schon gerichtet und wurden mit der ganzen Schärfe juristischer Spitzfindigkeiten beauftragt und alle Verantwortung auf den SV-Verfasser geschoben, der mit seinem gesamten Vermögen dafür einstehen musste.
Endlich kommt nun die Einsicht in Gestalt eines Minister Dobrindts daher, dass die Qualifikation des Planers das entscheidende Kriterium sein muss und nicht der Preis.
Herr Dobrindt ist ein CSU-Mann und handelt wohltuend sachlich und hartnäckig.
Die CSU ist zu einem solchen nüchternen Sachverstand nur zu beglückwünschen. Es ist nicht ganz verständlich weshalb er nicht parteiübergreifende Zustimmung erhält, was aber schlaglichtartig die primnitiven Umgangsformen in der Politik beleuchtet. Auch dort müßte die Qualität der Eignung eigentlich der ausschlaggebende Faktor
sein.
Ist er das?Dietrich Huber