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Dresdner Symposien im Doppelpack

Manfred Curbach begrüßt die Teilnehmer zum 29. Dresdner Brückenbausymposium

Manfred Curbach begrüßt die Teilnehmer zum 29. Dresdner Brückenbausymposium (Stefan Gröschel, Institut für Massivbau, TU Dresden)

Das traditionell im März stattfindende Dresdner Brückenbausymposium (DBBS)  ist eine fest etablierte Größe im Veranstaltungskalender vieler Bauingenieure. Doch diesmal gab es eine Besonderheit. Am Vortrag des DBBS fand ein weiteres Symposium statt. Beim SEUB dreht sich thematisch alles um „Experimentelle Untersuchungen von Baukonstruktionen“. Die Veranstaltung ist kein Neuling – es fand bereits zum zehnten Mal statt –, allerdings hatten sich die Organisatoren aufgrund der Häufung von Veranstaltungen im September für eine Verlegung der Tagung in den etwas entspannteren März entschieden. Die Rechnung ging auf, denn mit knapp 200 Gästen wurde ein neuer Teilnehmerrekord verzeichnet.

Zum 10. SEUB kamen knapp 200 Gäste

Zum 10. SEUB kamen knapp 200 Gäste (Stefan Gröschel, Institut für Massivbau, TU Dresden)

Ingesamt 13 Fachvorträge gestalteten das Programm. Eröffnet wurde das 10. SEUB von Prof. Steffen Marx. Er berichtete vom aktuellen Stand bei der Erarbeitung der Neufassung der Richtlinie „Belastungsversuche an Betonbauwerken“. Sein Fokus lag auf der Übertragbarkeit von wenigen Einzelversuchen auf eine größere Grundgesamtheit und auf einem neuen Sicherheitskonzept, Themen, die für viele der Anwesenden von größtem Interesse sind. Dr. Volker Wetzk stellte eine Methode zur Bestimmung der Materialeigenschaften metallischer Werkstoffe an Miniaturproben vor und Dr. Häßler erläuterte, wie anhand von Schwingungsanregungen der Spannungszustand ganzer Fachwerke ermittelt werden kann. Schwingungen nutzte auch

Prof. Manfred Curbach eröffnet das 10. Symposium „Experimentelle Untersuchungen von Baukonstruktionen (SEUB)

Prof. Manfred Curbach eröffnet das 10. Symposium „Experimentelle Untersuchungen von Baukonstruktionen (SEUB) (Stefan Gröschel, Institut für Massivbau, TU Dresden)

M.Sc. Thilo Fröhlich, um Befestigungen in Beton hinsichtlich ihres Widerstands gegenüber zyklischen Beanspruchungen nachzuweisen.

Mehrere Referenten beschäftigten sich mit innovativen Messmethoden sowohl zur versuchsbegleitenden Datenerfassung als auch zum Monitoring. Dr. Kerstin Speck und Dr. Fritz Vogdt stellten eine faserbasierte Messmethode zur Erfassung von Verformungen im Innern von Betonproben vor. Dipl.-Ing. Max Käding thematisierte Brücken mit spannungsrisskorrosionsgefährdetem Spannstahl und fehlendem Ankündigungsverhalten und zeigte Möglichkeiten zu deren messtechnischer Überwachung auf. Dipl.-Ing. Jens Heinrich erläuterte einen Ansatz, wie aus sich ändernden Rissbreiten auf eine zunehmende Schädigung von Spannstahl bei Bestandsbrücken geschlossen werden kann. Berührungslose Messmethoden wurden in zwei Beiträgen behandelt. Dr. Florian Schill berichtete von Messungen an Brücken bei Zugüberfahrten. Mit Hilfe eines Profilscanners konnte die Verformung eines kompletten Überbaus zuverlässig erfasst werden. Dr. Jörg Scheithauer zeigte Möglichkeiten der Bauüberwachung mittels Drohnen anhand von beispielhaften Baumaßnahmen der Deutschen Bahn auf. Dipl.-Ing. Nico Steffens stellte vor, wie auf Basis von Messwerten modifizierte Ziellastniveaus für die Brückennachrechnung bestimmt werden können.

Berichte über Belastungsprüfungen rundeten das Programm ab. Dipl.-Ing. Oliver Mosig berichtete, wie mit erfolgreichen Deckenprüfungen zur baldigen Wiedereröffnung des historischen Jugendstil-Kaufhauses in Görlitz beigetragen wurde. Prof. Marc Gutermann stellte eine neue Methode zur Vor-Ort-Belastung von Brücken kleiner Spannweite vor. Prof. Oliver Fischer berichtete von einem In-situ-Großversuch zur Bestimmung der Querkrafttragfähigkeit einer 60 Jahre alten Spannbetonbrücke.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Stritzke (m.) erhält die Wackerbarth-Medaille, Prof. Manfred Curbach (l.) und Prof. Hubertus Milke (r.) überreichen die Auszeichnung.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Stritzke (m.) erhält die Wackerbarth-Medaille, Prof. Manfred Curbach (l.) und Prof. Hubertus Milke (r.) überreichen die Auszeichnung. (Stefan Gröschel, Institut für Massivbau, TU Dresden)

Nachdem am Abend des 11. März ca. 700 Teilnehmer die Gelegenheit wahrgenommen hatten, sich beim „Treffen der Brückenbauer“ auszutauschen und die Ausstellung mit über 70 Firmen, Verlagen und Vereinen zu besuchen, eröffnete Prof. Manfred Curbach am Morgen des 12. März das mittlerweile 29. Dresdner Brückenbausymposium, zu dem über 1 300 Anmeldungen eingegangen waren. Gleich zu Anfang verlieh Prof. Hubertus Milke die Wackerbarth-Medaille der Ingenieurkammer Sachsen an Prof. Jürgen Stritzke für dessen Engagement für den Brückenbau und die „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“, ein Titel, mit dem die Bundesingenieurkammer seit 2007 historisch bedeutende Ingenieurbauwerke ehrt. Manfred Curbach, der auch die Laudatio hielt, erinnerte im Anschluss an eine Persönlichkeit, die den Brückenbau vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jh. mit herausragenden Bauwerken, aber auch mit seiner Philosophie des Brückenbauens geprägt hat: Christian Menn.

Zur Vortragsveranstaltung waren mehr als 1300 Anmeldungen eingegangen

Zur Vortragsveranstaltung waren mehr als 1300 Anmeldungen eingegangen (Stefan Gröschel, Institut für Massivbau, TU Dresden)

Ins hier und jetzt holte dann TRDir Prof. Gero Marzahn die Tagungsteilnehmer zurück. Er berichtete über die Erarbeitung der RE-ING – ein kompaktes Regelwerk für die Planung von Ingenieurbauwerken. Dipl.-Ing. Joern Seitz stellte mit der Maputo-Katembe-Brücke die längste Hängebrücke Afrikas vor. Prof. Peter Mark berichtete sehr anschaulich über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Monitoring im Infrastrukturbau. Anschließend nahm Dr. Christoph Vater die Gäste mit auf den Weg in den Hamburger Hafen. Dort war die Erneuerung der über 100 Jahre alten Waltershofer Brücken unumgänglich geworden. Ein zentraler Punkt ist hier die unterbrechungslose Aufrechterhaltung des Verkehrs während der Bauzeit. Prof. Johann Kollegger gab einen Erfahrungsbericht aus Österreich über die Anwendung von neuen, innovativen Brückenbauverfahren. Prof. Karsten Geißler und Dipl.-Ing. Gregor Gebert diskutierten verschiedene Konstruktionsweisen von Stahlverbund-Großbrücken mit obenliegender Fahrbahn. Aktuell werden durch das BMVI Regellösungen entwickelt, um häufig wiederkehrende Konstruktionsdetails ausreichend dauerhaft und ermüdungssicher durchzubilden.

Den alljährlichen historischen Vortrag hielt Dr. Eugen Kurrer über Kurt Beyers Beitrag zur Baustatik, reich bebildert und mit so mancher Anekdote versehen. Prof. Oliver Fischer schloss an seinen Vortrag vom Vortag an und stellte sich der Frage, ob Nachrechnungsdefizite bei Massivbrücken ein Problem der Tragfähigkeit oder doch nur der Modellvorstellung sind. Passend ergänzte Dr. Hans-Gerd Lindlar mit seinem Vortrag „Was tun, wenn Annahmen und Realität nicht zusammenpassen?“ das Thema. Dr. Angelika Schießl-Pecka analysierte verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Dauerhaftigkeit von Verkehrsbauwerken. Im Vortrag von Dr. Frank Jesse gewannen die Zuhörer einen Eindruck von den Möglichkeiten des Einsatzes von Carbonbewehrungen im Brückenbau. Das Vortragsprogramm rundete Prof. Dirk Proske mit einem Beitrag zum „30-Jahre-Zyklus von Brückeneinstürzen“ ab. Indizien für die Existenz des Zyklus sind vorhanden, aber kein klarer Beweis. Dennoch sollte das „Generationenloch“ bei der Personalplanung in Ingenieurbüros berücksichtigt werden.

Der Tagungsband zum 29. DBBS kann auf Anfrage bei Angela Heller (angela.heller@tu-dresden.de) käuflich erworben werden. Zudem werden dieser und der Tagungsband zum 10. SEUB in Kürze auf der Homepage des Instituts für Massivbau der TU Dresden zum Download zur Verfügung stehen: https://tu-dresden.de/bu/bauingenieurwesen/imb/das-institut/veranstaltungen.

Das 30. DBBS ist für den 10. März 2019 geplant. Am 9. März 2019findet die 8. Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises statt. Das 11. SEUB wird in zwei Jahren am 8. März 2020 stattfinden.

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