momentum magazin für Bauingenieure präsentiert von Ernst & Sohn
Nachrichten

Ehemaliger Berliner Flughafen Tempelhof bleibt unbebaut

Tempelhofer Feld

Tempelhofer Feld (Foto: Uwe Mahnke)

Ein Sieg und eine Niederlage, das ist die Bilanz der Berliner SPD nach Europawahl und Volksentscheid. Bei der Bebauung des ehemaligen Flughafens Tempelhof machten die Berliner der Regierung einen Strich durch die Rechnung.

Auf dem stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof darf nicht gebaut werden. Bei einem Volksentscheid stimmte am Sonntag eine Mehrheit der Hauptstädter überraschend deutlich für den Erhalt der riesigen Freifläche als Erholungsgebiet. Der rot-schwarze Senat und Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) fuhren eine Niederlage ein. Über das Ergebnis der Europawahl dagegen durfte sich Wowereit freuen: Nach ihrem historischen Tief vor fünf Jahren (18,8 Prozent) gewann die SPD mit 24,0 Prozent klar vor der CDU.

Die CDU, die 2009 noch die Europawahl gewann, rutschte mit einem deutlichen Minus von 4,3 Punkten auf Platz zwei und erreichte 20,0 Prozent der Wählerstimmen. Auch die Grünen mussten Verluste hinnehmen. Sie büßten Platz zwei ein und wurden mit 19,1 Prozent drittstärkste Kraft (minus 4,5). Die Linke legte leicht auf 16,2 Prozent zu. Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) schaffte auf Anhieb 7,9 Prozent.

Die Wahlbeteiligung erreichte mit 46,7 Prozent den zweithöchsten Stand aller fünf Europawahlen. Das Plus von 11,6 Prozent verdankt die Europawahl dem parallel abgestimmten Volksentscheid zur Zukunft des Tempelhofer Feldes. Das heiß umkämpfte Thema mobilisierte deutlich mehr Berliner als erwartet.

Bei der Abstimmung setzte sich der Gesetzentwurf der Bürgerinitiative «100% Tempelhofer Feld» deutlich mit 64,3 Prozent durch. Er wird nun Gesetz. Insgesamt stimmten 738 124 Berliner gegen eine Bebauung, das nötige Quorum von einem Viertel der Stimmberechtigten wurde damit deutlich übertroffen. Es ist der zweite erfolgreiche Volksentscheid in den vergangenen zehn Jahren in Berlin.

Den Gegenentwurf des Abgeordnetenhauses dagegen lehnten 59,2 Prozent der Wähler ab. Die rot-schwarze Landesregierung wollte an drei Rändern des inzwischen für Freizeit und Sport genutzten früheren Flughafens Wohnhäuser und Gewerbebauten errichten.

Wowereit kündigte an, nun an anderen Orten Wohnungen zu bauen. «Der Volksentscheid zum Tempelhofer Feld hat ein klares Ergebnis, das akzeptiert werden muss», erklärte er. «Alle anderen Planungen sind einzustellen.» Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) wertete das Ergebnis als bittere Niederlage.

Die Abstimmung sei ein deutliches Signal, dass jetzt mehrere Jahre nicht über eine Bebauung des Feldes diskutiert werden dürfe, sagte der Initiator des Volksbegehrens, Felix Herzog. Die große Koalition in Berlin habe nach dem Entscheid eigentlich keine Berechtigung mehr.

Leserkommentare

  1. Josef aus Wien | 27. Mai 2014

    ein Sieg der Vernunft !

  2. Frank Simons | 27. Mai 2014

    Machen Sie es so, liebe Berliner, dass Sie das Tempelhofer Feld immer mal wieder so benutzen könnten, wie es irgendwann geplant war – als Flugfeld – und dazwischen in der meisten Zeit zum Radfahren, Drachensteigen, Standsegeln Grillen und was Sie sonst noch gerne machen.

  3. Jörg Becker | 27. Mai 2014

    …wunderbar, dieser große Erfolg

  4. Andreas Schulz | 29. Mai 2014

    Wo liegt denn da die Vernunft? Laut Informationsunterlagen widersprechen sich die Befürworter selber. Zum Einen darf absolut nichts verändert werden und einige Seiten weiter gibt es blumige Ideenkonstrukte über Kitas und neue Cafés. Das würde einen erheblichen Eingriff zur Erschließung bedeuten. Diese und andere schwammige bzw. widersprüchliche Aussagen geben zu viel Raum für fliegende und unkontrollierte Bebauung. Die erste Grundlage für einen unansehnlichen Platz und Raum für ” lichtscheues Gesindel”

Schreibe einen Kommentar…

Datum 26. Mai 2014
Autor dpa
Schlagwörter , ,
Teilen facebook | twitter | Google+