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„Eine BIM-Software führt nur zum Erfolg, wenn von der Geschäftsführung bis zu den Mitarbeitern alle mitziehen“

8 Fragen an Thomas Janka, Customer Experience Manager bei Trimble Solutions – und ein Zusatzspiel …

Thomas Janka, Customer Experience Manager bei Trimble Solutions

1. Herr Janka, wie open ist open BIM – einige sprechen auch von open source BIM? Und können Sie Beispiele nennen, die die Offenheit der Trimble Solutions-Programme belegen?

Wir bei Trimble wollen den Austausch zwischen Planungs- und Ausführungsphase fördern, Silos vermeiden und das Thema BIM voranbringen. Deshalb entwickeln wir unsere Lösungen auch immer modular weiter. Wir haben beispielsweise das neue Feature BCF Topics für unsere CDE-Plattform Trimble Connect so aufgebaut, dass es auch in Softwaresystemen, die nicht von uns kommen, direkt integriert werden kann.

Der IFC-Standard bildet den Kern von open BIM. Deshalb wirken wir als Softwarehersteller auch an der Weiterentwicklung des Standards mit, um sowohl IFC als auch die Trimble-Produkte weiter zu verbessern. Gleichzeitig bauen wir aber auch die Unterstützung anderer Formate aus, um Kunden die größtmögliche Flexibilität zu bieten.

Bild 1: Trimble Connect ist eine CDE-Plattform (Common Data Environment), die die Zusammenarbeit und den Datenaustausch zwischen Projektbeteiligten unterstützt – unabhängig vom Standort und dem verwendeten Gerät.

Bild 1: Trimble Connect ist eine CDE-Plattform (Common Data Environment), die die Zusammenarbeit und den Datenaustausch zwischen Projektbeteiligten unterstützt – unabhängig vom Standort und dem verwendeten Gerät. (Abb.: © 2022 Trimble Inc.)

2. „Unternehmenskultur“, der „BIM-Manager“ und die Entscheider. Wie stellt sich Ihnen das Spannungsfeld dieser drei Begriffe – auch in Ihrer täglichen Arbeit – dar?

Im Grunde müssen all diese Bereiche zusammenspielen, damit die Einführung einer Software wie Tekla Structures zum Erfolg wird. BIM-Manager sind oft unsere ersten Ansprechpartner. Doch in vielen kleinen Büros gibt es nicht immer einen festen Ansprechpartner für BIM, geschweige denn einen Manager dafür.

BIM-Managern sind die Vorteile von BIM bekannt. Sie wollen in erster Linie mit der neuen Software vertraut gemacht werden und sehen, dass auch die komplexesten Spezialfälle mit Trimble umgesetzt werden können.

Die größte Herausforderung für uns ist es, die Entscheider an Bord zu holen. Denn sie sind es, die die Entscheidung zur Einführung von Software treffen und dann gegenüber der Belegschaft kommunizieren müssen. Der Wechsel von papierbasierten Arbeitsweisen hin zu 3D-Modellen bedeutet nicht nur, dass man ein anderes Programm verwendet. Arbeitsweisen und Abläufe werden von Grund auf verändert. Dieser Aufbruch von oft über Jahrzehnte lang etablierten Strukturen muss von der Führungsebene getragen werden.

Letztendlich führt die Einführung einer BIM-Software aber nur zum Erfolg, wenn von der Geschäftsführung bis zu den Mit­arbeitern alle mitziehen.

3. Sie sind in Sachen BIM mindestens genauso lange unterwegs, wie unser Heft zum Thema. Wenn Sie zurückblicken und auch in die Zukunft schauen, was würden Sie da hervorheben wollen?

Die Technik und die Idee hinter BIM sind schon seit über 10 Jahren vorhanden. Ich habe bereits 2008 mein erstes BIM-Projekt durchgeführt. Inzwischen ist die Technik natürlich viel ausgereifter und deckt vom Stahl- bis zum Betonbau alles ab.

Bild 2: Eine modellbasierte Arbeitsweise liefert wertvolle Daten und viele Vorteile – von der Planung bis zur Ausführung auf der Baustelle. (Bild: © 2022 Trimble Inc.)

Was nach wie vor fehlt, ist die durchgehende Erstellung, Nutzung und Freigabe von 3D-Modellen. Hier braucht es Vorreiter, die sich dafür einsetzen und so die Digitalisierung vorantreiben.

Ich bleibe Optimist und hoffe in 10 Jahren nicht mehr mit Kunden über das Ob zu diskutieren, sondern über das Was. Was kann uns die Digitalisierung und Planung in 3D an Vorteilen und Möglichkeiten bieten und wie kann dies eine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit, wie Personalmangel, hohe Materialpreise oder langwierige Änderungsschleifen, sein.

4. Im Aus- und Fortbildungsbereich Ihres Unternehmens gab es in den letzten zwei Jahren deutliche Veränderungen. Wollen Sie die unseren Lesern erläutern?

Die Pandemie hat die Digitalisierung in vielen Bereichen beschleunigt. Das haben wir bei Trimble natürlich auch gespürt. Während unsere Schulungsräume früher fast täglich für Fort- und Weiterbildungen ausgebucht waren, mussten wir aufgrund von Lockdowns und Beschränkungen neue Wege finden, unser Wissen weiterzugeben.

Deshalb sind wir auf eLearning-Programme umgestiegen – und dabeigeblieben. Wir bieten mittlerweile alle unsere Schulungen entweder als live Online-Training oder als eLearning an. Das Angebot entwickeln wir auch konstant weiter.

Unsere Kunden erkennen den Mehrwert, den virtuelle Schulungen bringen. Wir können die Schulungen nicht nur zu einem günstigeren Preis anbieten, sondern eben auch mit viel mehr Flexibilität.

Der Schulungsbeginn ist sofort nach Vertragsabschluss. Alle Teilnehmenden können in ihrem Tempo selbstständig lernen und Übungen auch wiederholen. Unser Supportteam steht natürlich bei allen auftauchenden Fragen jederzeit zur Verfügung.

5. Können Sie unseren Lesern erklären, wie sich Trimble Connect und Trimble Quadri ineinander verzahnen?

Trimble hat seine Ursprünge in der Vermessung. Deshalb war der Bezug zwischen Hardware und Software für uns immer schon wichtig. Jedes Gebäude und jedes Bauwerk hat eine bestimmte Lage auf der Erde und ist deshalb unausweichlich mit Geodaten verknüpft.

Bild 3: Trimble Connect lässt sich mit Hardwaregeräten wie der Trimble ­Totalstation oder Laserscannern integrieren.

Bild 3: Trimble Connect lässt sich mit Hardwaregeräten wie der Trimble ­Totalstation oder Laserscannern integrieren. (Bild: © 2022 Trimble Inc.)

Trimble Quadri ist, einfach gesagt, ein Pool an geo­referenzierten Daten. Dieser Pool an Daten ist nicht beschränkt auf 3D-Daten und bezieht sich nicht auf die Projektebene, sondern wie z. B. bei Google Maps ganz allgemein auf die Ortsebene. Von Trimble Quadri lassen sich Daten für ein Projekt ganz einfach objektbezogen in Trimble Connect herunter- und später auch wieder hochladen. Die Schnittstelle zwischen Trimble Connect und Trimble Quadri sorgt dafür, dass auch georeferenzierte Daten für Projekte optimal mit allen Beteiligten ausgetauscht werden können.

6. Das Thema CDE nimmt bei der Gruppe der Marktteilnehmer, die bereits nach der BIM-Methode arbeiten, an Bedeutung zu. Wie stellt sich Ihnen das im Einzelnen dar?

Früher war es für Unternehmen vor allem wichtig zu wissen, welche Informationen gesammelt werden und wie. Heute rückt zunehmend die Qualität dieser Daten in den Vordergrund. Wenn zu wenige Daten mit dem 3D-Modell exportiert werden, dann ist auch die detaillierteste 3D-Geometrie wenig wert und nur bedingt nutz- und auswertbar. Bei zu vielen Daten wird unnötig Datenmüll generiert und die Übersichtlichkeit geht verloren.

Wir müssen uns also die Frage stellen, was wir eigentlich erreichen wollen und welche Daten wir dafür benötigen. Eine standardisierte Festlegung, welche Daten wie und in welcher Qualität gesammelt werden, könnte hier helfen, Datenmüll zu vermeiden und qualitativ hochwertige Informationen zu erhalten.

Unsere CDE-Plattform Trimble Connect ist dafür perfekt geeignet. Sie ermöglicht nicht nur alle im 3D-Modell verankerten Informationen nutzen und auswerten zu können, sondern bietet auch Tools, die dem Anwender die für ihn relevanten Informationen einfach zugänglich und ersichtlich machen.

7. Thema Datenschutz: Sie würden da gern die Politik in die Pflicht nehmen und sich mehr Regulierung wünschen. Könnten Sie ein wenig ausführen, wie Sie das meinen und wie das Ihrer Arbeit helfen würde?

Datenschutz ist in den letzten Jahren viel mehr in den Vordergrund gerückt. Wir stellen fest, dass sich viele unserer Kunden auch privat stärker mit dem Schutz ihrer Daten beschäftigen. Das führt wiederum dazu, dass Gespräche zum Thema Datenschutz an Tiefe gewinnen. Vor allem zur Speicherung von Daten in der Cloud bekommen wir viele Fragen. Hier können wir unsere Kunden schnell beruhigen, da wir ganz genau nachvollziehen können, dass alle Daten auf sicheren Servern innerhalb der EU gehostet werden.

Es wäre jedoch allgemein sehr nützlich, wenn es einen festen Rahmen gäbe an den sich sowohl die kleineren Büros als auch die Großkunden orientieren könnten. Im Grunde etwas wie eine Art Unbedenklichkeitsbescheinigung für Softwareprodukte und Cloud-Dienste, gestaffelt nach der Sensitivität der Projektdaten. Dann gäbe es Sicherheit für die Büros in der Nutzung dieser Softwareprodukte und für uns als Hersteller gäbe es einen festen Standard, an dem wir gemessen werden.

Bild 4: Papier oder BIM? Deutschland hat noch deutlichen Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung.

Bild 4: Papier oder BIM? Deutschland hat noch deutlichen Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung. (Bild: © 2022 Trimble Inc.)

8. Sie sagen der thematische Spagat in den Gesprächen mit den Kunden wird immer größer. Wollen Sie das ein wenig ausführen?

Zum einen gibt es Kunden, die schon seit Jahren BIM-basiert arbeiten. Diese Kunden stecken tief im Thema und beschäftigen sich mittlerweile mit Aspekten wie CDE. Sie sind offen für neue Entwicklungen und wollen das Beste aus ihren Programmen herausholen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kunden, die immer noch papierbasiert arbeiten. Oft ist das auch den Bauherren geschuldet, welche die Modellierung in 3D schlicht noch nicht bezahlen wollen und deren Vorteile nicht zu schätzen wissen. Gerade bei kleineren Büros führt das zu Kapazitätsproblemen, weil man dort nicht die Zeit hat, 3D-Modelle als „Fleißarbeit“ zu erstellen. Und in Deutschland überwiegt die Anzahl kleiner und mittlerer Büros. Für uns stellt sich also die Frage: Wo fängt man an? Überzeugt man erst die Büros, dass 3D die Mühe trotzdem wert ist oder geht man zuerst auf die Bauherren zu und zeigt ihnen den Mehrwert eines 3D-Modells?

Beide Ansätze sind wichtig, denn am Ende kommt es darauf an, dass alle Involvierten – vom Bauherrn bis zum ausführenden Büro – die Vorteile der BIM-Methode erkennen und nutzen. Wir haben in Deutschland noch deutlichen Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung und wir dürfen nicht zulassen, dass diese Chance in einem so wichtigen Sektor wie der Baubranche verschlafen wird.

Herr Janka, haben Sie Dank für dieses Interview

Die Fragen stellte Burkhard Talebitari

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Datum 7. Dezember 2022
Autor Trimble Solutions Germany GmbH
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