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Personalien

Würdigung einer großartigen Persönlichkeit des Bauwesens

Karl Morgen, eine großartige Persönlichkeit des Bauwesens und Verfechter der Baukultur, wurde am 19. März 70 Jahre jung. Seit 1999 ist Karl Morgen Mitglied des Beirats unserer Zeitschrift Beton- und Stahlbetonbau. Sein umfassendes Wissen, seine fachliche Expertise, gepaart mit verantwortverantwortbarem  Pragmatismus, und seine menschlich wertschätzende Art haben unseren Beirat geprägt. Seine Rezensionen wurden von den Zielsetzungen der technischen Umsetzbarkeit und der praktischen Anwendbarkeit begleitet. Mit dieser nachfolgenden Laudatio möchte ich Karl herzlich für das Mitwirken in den vergangenen 22 Jahren und die entstandene Freundschaft danken [1].
Seine Verbundenheit zu kulturellen Werten, seine Handschlagqualität, seine Intelligenz und Leistungsfähigkeit sowie seine weltoffene, immer freundliche Art wurden ihm wohl im heimatlichen Isny, einer Stadt im Allgäu – Baden-Württemberg, in die Wiege gelegt und von den Eltern vorgelebt. Mit Auszeichnung hat er nach dem Abitur und dem  Wehrdienst das Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule Fridericiana – Karlsruhe im Jahre 1977 abgeschlossen. Für sein herausragendes Diplom erhielt Karl Morgen die Tulla-Medaille sowie den Bilfinger & Berger-Preis. Anschließend war er am Lehrstuhl für Baustatik bei Prof. Udo Vogel wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mit Auszeichnung schloss er 1983 seine Dissertation über die „Berechnung orthotroper Rechteckplatten nach der linearen Elastizitätstheorie für beliebige Randbedingungen“ ab [2].

Klaus Pöllath und Karl Morgen

Klaus Pöllath und Karl Morgen (v.l.) bei der Verleihung (Foto: WTM)

Seine praktische Ingenieurstätigkeit begann Karl Morgen 1984 im Ingenieurbüro Harrer in Karlsruhe und war dann bis 1986 Bauleiter bei der Hamburger Niederlassung von Dyckerhoff & Widmann. Daraufhin bereicherte er seine Erfahrungen bei Lockwood Greene, Architects and Engineers in New York, bis er dann 1986 in das Ingenieurbüro „Dr.‑Ing. Windels und Dr.-Ing. Timm“ (WT) wechselte. Bereits nach zwei Jahren wurde er Partner bei WTM (das M wie Morgen kam zum Firmennamen dazu) und dann Prüfingenieur für die Fachrichtungen „Stahlbau, Massivbau und Holzbau“. Im Jahre 1995 wurde er auch Prüfingenieur des Eisenbahn-Bundesamts (EBA).
Nach seinem Ausscheiden Ende 2017 aus der Geschäftsführung bei WTM arbeitete Karl Morgen weiterhin als Berater und Prüfingenieur für Massiv-, Stahl-. Holz- und Tunnelbau. In dieser Zeit hat er als Prüfingenieur sehr anspruchsvolle Projekte, wie den 245 m hohen Elbtower, die Revitalisierung der 1973 eröffneten Alsterschwimmhalle mit der Erhaltung der beiden hyperbolischen Paraboloidschalen von Jörg Schlaich oder den 18 km langen Fehmarnbelttunnel, bearbeitet. Ab dem Jahre 1995 war er Landesvorsitzender der Prüfingenieure für Bautechnik in Hamburg, Gründungs- und Vorstandsmitglied der Hamburgischen Ingenieurkammer- Bau, 1998 Mitglied des Fachausschusses Ufereinfassung der Hafentechnischen Gesellschaft und 2010 Mitglied im Vorstand dieser Gesellschaft sowie ab 2005 stellvertretender Vorsitzender der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e.V. – STUVA [3].
Karl Morgen war als Experte in vielen DIN-Ausschüssen, wie „Bemessungsund Konstruktionsregeln für Bauprodukte aus Glas“ (2004–2021), „Lenkungsgremium Fachbereich 07 – Beton- und Stahlbetonbau“ (2004–2014)”, „ Bemessung und Konstruktion“ (2004– 2021), „Sicherheit im Erd- und Grundbau“ (2004–2021), „Baugrund, Pfähle“ (2004–2020), „Fachbereichsbeirat KOA 01 – Mechanische Festigkeit und Standsicherheit“ (2004– 2017), „Erarbeitung eines Konzepts zur Verbesserung der Anwendbarkeit von Normen in der Praxis“ (2009–2021) tätig. Seine besonderen Anliegen waren eine praxisgerechte Normung, anwenderfreundliche Bemessungsregeln und mechanisch nachvollziehbare Modelle mit dem Ziel, die Komplexität der Regelwerke zu reduzieren. Auf Karl Morgen passt das Sprichwort von George Bernard Shaw (1856–1950; 1925 Nobelpreis für Literatur) hervorragend:

„Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, dass man die kompliziertesten Dinge auf einfache Art zu erläutern versteht“.

Die fachlichen und menschlichen Qualitäten von Karl Morgen wurden auch von vielen öffentlichen und privaten Institutionen geschätzt. So war er von 2016 bis Ende 2021 Beirat zur Anerkennung der Prüfingenieure in Hamburg, Beirat für das Bauwesen der Technischen Universität Hamburg, Beirat für den „Ingenieurbauführer“ für Hamburg, Beirat der Hamburger Sparkasse, im Vorstand des Hamburgischen Ingenieursclub, im Vorstand von Carbon Concrete Composite C3, im Vorstand des Architekten- und Ingenieurvereins Hamburg und im Vorstand der gemeinnützigen Erna Baur Stiftung zur Förderung von bezahlbarem Wohnen für ältere Menschen. Besonders erwähnenswert ist sein Engagement für eine Weiterentwicklung der Baukultur, seit 2006 ist er Mitglied im Förderverein der Bundesstiftung Baukultur. Die Verleihung der Emil-Mörsch-Denkmünze beim Deutschen Bautechnik-Tag am 23. April 2015 war Ausdruck dieser Wertschätzung. Seine Leistungen wurden treffend mit „kreativem und gewissenhaftem Arbeiten unter Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis, aufgeschlossenes und interdisziplinäres Denken, gesellschaftliches Engagement und Verantwortungsbewusstsein beim Handeln“ beschrieben. Im Jahre 2019 wurde er zum Ehrenmitglied der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG) ernannt und erhielt den HTG-Preis für das Lebenswerk der Werner-Möbius-Stiftung sowie den Tiefbaurechtspreis des Centrums für deutsches und internationales Baugrundund Tiefbaurecht e.V..
Alle, die Karl Morgen kennen, schätzen seine ausstrahlende Ruhe, seinen sprühenden Elan und seine Herzenswärme. Viel Kraft findet er wohl bei seiner lieben Frau Monika, den Kindern und Enkelkindern sowie beim Segeln. So segelte er 2019 durch die Karibik und den Panama- Kanal in den Pazifik. Aktuell plant er eine Reise von Juneau in Alaska nach Vancouver. Als begeisterter Regattasegler in der Drachenklasse beteiligte er sich jüngst beim Gold Cup in Schweden, beim Wintersegeln auf Mallorca und wird demnächst bei der European Championship in San Remo sowie bei der Weltmeisterschaft in Kühlungsborn teilnehmen.
„Genieße Deine Zeit, denn Du lebst nur jetzt und heute. Morgen kannst Du gestern nicht nachholen und später kommt früher als Du denkst“; diesen Worten von Albert Einstein (1879–1955) darf ich noch meine persönlichen Glückwünsche anfügen.

Lieber Karl, Du bist eine herausragende Persönlichkeit, Du warst und bist für mich und viele Ingenieurskollegen ein Vorbild und bleibst ein Herzensfreund – ad multos annos.
Konrad Bergmeister
[1] Morgen, K.; Bergmeister, K. (2022) In eigener Sache. Beton- und Stahlbetonbau 117 (2022), Heft 1, S. 1
[2] Curbach, M. (2012) Karl Morgen – einer der ganz Großen im Bauwesen, wird 60 Jahre alt. Beton- und Stahlbetonbau 107, H. 4, S. 276.
[3] Bergmeister, K. (2017) Karl Morgen 65 Jahre. Beton- und Stahlbetonbau 112, H. 4, S. 255.

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