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Brückenbau

Ersatzneubau für gesperrte Talbrücke Rahmede der A45 bei Lüdenscheid

Die Talbrücke Rahmede der A45 bei Lüdenscheid ist für den Verkehr gesperrt und muss einem Ersatzneubau weichen

Die Talbrücke Rahmede der A45 bei Lüdenscheid ist für den Verkehr gesperrt und muss einem Ersatzneubau weichen (Foto: Autobahn Westfalen )

Über die alte Talbrücke Rahmede der A45 bei Lüdenscheid werden keine Fahrzeuge mehr fahren können, weder Lkw noch Pkw. Die Konstruktion ist bei einer Brückenkontrolle Anfang Dezember 2021 per Laserscan untersucht worden. Dabei wurden Verformungen im Überbau gefunden, die eine sofortige Sperrung der Brücke für den gesamten Verkehr notwendig machten. Ursprünglich war eine Notverstärkung angedacht, nach der zumindest Pkw die Brücke wieder hätten nutzen können. Weitere Untersuchungen wurden in Auftrag gegeben, um das gesamte Ausmaß der Schäden beurteilen zu können. Eine Expertenrunde der Autobahn GmbH entschied am 6. Januar 2022 das Aus für die alten Talbrücke. Eine Sanierung der Brücke auch nur für Pkw würde etwa drei Jahre dauern. „Und ob das dann auch funktioniert, ist völlig offen“, begründete Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Leiterin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH die Entscheidung. Stattdessen soll die alte Brücke jetzt abgebrochen und an derselben Stelle und im selben Linienverlauf eine neue Brücke gebaut werden. „Mit Hochdruck bauen wir dann die neue Brücke. Wir hoffen, dass sie dann in fünf Jahren steht“, so Sauerwein-Braksiek.

Untersuchungen zeigten erhebliche Schäden an der Stahlkonstruktion: Verformungen, Risse und Korrosion

Untersuchungen zeigten erhebliche Schäden an der Stahlkonstruktion: Verformungen, Risse und Korrosion (Foto: Autobahn Westfalen )

Die Untersuchungsergebnisse belegen erhebliche Schäden an der Brücke: Die Stahlkonstruktion weist nicht nur Verformungen und Beulen auf, viele Bereiche des Stahls sind stark korrodiert und haben Risse. „Deswegen war die Entscheidung richtig, die Brücke im Dezember zu sperren, so schwerwiegend das für die Menschen in der Region, für Spediteure und Pendler ist“, sagte Sauerwein-Braksiek. Die großen Verkehrsmengen, aber vor allem auch die gestiegenen Fahrzeuggewichte in den vergangenen Jahrzehnten, seien die wesentlichen Gründe für den heutigen Zustand der 53 Jahre alten Brücke. Die bis zu 70 m hohe und 453 m lange Talbrücke Rahmede war von 1965 bis 1968 mit Spannweiten zwischen 54 und 104 m mit einteiligem Überbau errichtet worden. Die damalige Verkehrsprognose betrug 25.000 Fahrzeuge. Bis zur Verkehrssperrung war die Belastung jedoch auf 64.000 Fahrzeuge gestiegen, davon rund 13.000 Lkw mit deutlich hören Achslasten und Gesamtgewichten.

Der Hauptverband der Bauindustrie fordert jetzt eine Task-Force aus Politik, Auftraggebern und Praxis, um gemeinsam weitere Brückensperrungen zu verhindern. Denn: Laut dem Brückenbericht 2020 des Bundesverkehrsministeriums erhalten mehr als 10 Prozent der gesamten Brückenfläche die Note „nicht ausreichend“ oder „ungenügend“. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Bauindustrie sagt: „Jetzt geht es darum, schnell alle möglichen Kapazitäten, Kräfte und Know-how zu bündeln, um koordiniert und zügig Herr der Lage zu werden.“ Weder die Autobahn GmbH noch die Bundesländer sollten jetzt allein vorangehen. Bei der Herausforderung handele es sich vielmehr um eine Generationenaufgabe, insbesondere, wenn man den maroden Zustand der Brücken auf Landes- und kommunaler Ebene hinzuzieht. Gleiches gilt auch für die Schiene, so Müller. „Wir brauchen deshalb eine gemeinsame Runde mit einem kompetenten Team aus Auftraggebern, Planern und Bauindustrie, um gemeinsam planerische- und Ingenieurtechnische Lösungen zu identifizieren und umzusetzen. Die Politik muss den Genehmigungsweg freimachen, damit langwierige Verfahren vermieden sowie die Mobilität und der Güterverkehr in Deutschland sichergestellt werden können.“

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Datum 21. Januar 2022
Autor Stahlbau 2/2022
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