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Experimentalgebäude „workbox“

Ein kleines Haus aus nachwachsenden Rohstoffen – für den Bau wurden Miscanthus und Paulownia verwendet

Ein kleines Haus aus nachwachsenden Rohstoffen – für den Bau wurden Miscanthus und Paulownia verwendet (Foto: Volker Lannert/Uni Bonn)

Holz ist die wohl wichtigste Quelle natürliche Baustoffe. Doch der Klimawandel ändert auch die Holzproduktion in Europa. Immer mehr alternative Baumarten werden angebaut. Langfristig werden aber auch nachwachsende Ersatzstoffe für die Herstellung von Materialien wie Hartfaserplatten benötigt. Hier setzt ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Bonn, der Alanus Hochschule und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg an, das Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen untersucht. Heute konnten die Forschenden ein gelungenes Beispiel ihrer Arbeit präsentieren: Sie übergaben ein komplett aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigtes Mini-Haus, die so genannte „workbox“, an die Stadt Meckenheim.

Das Verbundprojekt „Kompetenzschwerpunkt biobasierte Produkte“ wird von der EU im Rahmen des Förderprogramms Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) mit rund 1,6 Mio. Euro unterstützt. Besonders das genügsame und schnell wachsende Riesenchinaschilf (Miscanthus x giganteus) und der überaus schnell wachsende Blauglockenbaum (Paulownia ssp.) liegen im Fokus der Forschungsarbeiten.

Das Kleingebäude ist im Rahmen des Forschungsprojektes als Bachelorarbeit von Julian Weber und Raphael Reichert an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft entstanden. Das Gebäude soll einem Freiluftlabor für das Bauen mit Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen dienen, in dem gemeinsam mit Schülern, Auszubildenden und Studierenden gearbeitet werden kann.

Für das Gebäude mit 21,6 m2 Grundfläche wurde Miscanthus als sommerlicher Wärmeschutz, Dämmputz und für die Wandverkleidung verwendet. Paulownia kam als Bauholz, für Verkleidungen, Bodenbelag und Innenausbau zum Einsatz. Außerdem wurde ein Lehmputz aufgebracht.

Prof. Dr.-Ing. Mathias Wirths und Jano Knopp sind überzeugt von dem Potential schnell wachsender Pflanzen wie Miscanthus oder Paulownia für die Baustoffindustrie und neugierig auf die weiteren Entwicklungen. Für die Wissenschaftsgemeinde und die Wirtschaft in der Region wäre es fantastisch, wenn dieses Gebäude ein erster Schritt auf dem Weg zum „NRW-Kompetenzzen­trum Baustoffe aus Nachwachsenden Rohstoffen“ sein würde.

Die Grünflächen rund um die „workbox“ werden vom Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn gestaltet. Hier wächst zukünftig das Pflanzenmaterial, mit dem z.B. in Projektwochen experimentiert werden soll. Ein weiterer Ausbau wird angestrebt. So soll neben der „workbox“ ein Ausstellungsgebäude entstehen, in dem Seminare abgehalten und der Unternehmerpark Kottenforst mit seinen vorbildlichen Umweltstandards vorgestellt wird. Langfristig soll so ein „NRW-Kompetenzzentrum Baustoffe aus Nachwachsenden Rohstoffen“ wachsen. Laut Prof. Dr. Ralf Pude, Koordinator des Verbundprojektes und wissenschaftlicher Leiter des Uni-Campus Klein-Altendorf würde dies die hohe Kompetenz der Region für das Thema Nachhaltigkeit in Ökonomie und Ökologie bündeln und stärken.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Ralf Pude
Geschäftsführer der Außenlabore Agrar, Geodäsie, Ernährung
Leiter des Fachbereichs Nachwachsende Rohstoffe
Universität Bonn
Tel. +49(0)2225/99963-37
E-Mail: r.pude@uni-bonn.de

 

 

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Datum 15. Januar 2021
Autor Bauphysik 6/2020 aktuell
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