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„Für langfristige Kundenbeziehungen ist Ehrlichkeit wichtiger als die Aussicht auf schnellen Umsatz“
Sieben Fragen an Wolfgang Friedl, GF und Inhaber von Sonatech
Herr Friedl, ein deutsches Sprichwort weiß: Lärm macht nichts Gutes, Gutes macht keinen Lärm. Stimmt das? Könnte man nicht sagen, dass dieses unerfreuliche Phänomen erfreulicherweise Ihr Unternehmen vor über 20 Jahren begründete?
WF: Da haben Sie sicher Recht, da steckt ein wahrer Kern drin. Lärm ist sicherlich kein willkommenes Phänomen. Er stört uns ja auch nicht nur, sondern hat physisch wie psychisch negative Auswirkungen auf den Menschen. Wir versuchen in unserem Unternehmen, diesen Lärm auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Das bedeutet, wir machen Arbeitsplätze leiser und angenehmer.
Ihr Bereich in der Gebäudeakustik ist der Nachrüstbereich. Warum muss es den bis heute geben? Warum kann Akustik nicht schon beim Bau mit geplant werden? Und warum ist das akustische Deckensegel bis heute ihr meist verkauftes Produkt?
Stimmt schon, wenn die Gebäudeakustik von Anfang an perfekt geplant wäre, wären wir eigentlich überflüssig. In der Praxis sieht es aber häufig so aus, dass sich erst im Nachhinein herausstellt, ob es Probleme akustischer Art gibt; oder – was häufig vorkommt – die Akustik in der Bauphase nicht so berücksichtigt wird, wie sie es eigentlich verdient hätte. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Planer doch eher visuelle Menschen sind – man kann ein Modell oder Zeichnungen anschauen – eine akustische Simulation aber wird in den wenigsten Fällen durchgeführt. Sie wissen also vorab, wie ein Gebäude aussehen wird, aber nicht, wie es sich anhören wird. Und so kommt es zur Bedeutung des akustischen Deckensegels.
Das ist ein Produkt, das wir seit über 15 Jahren im Programm haben. Es funktioniert sehr gut bei der nachträglichen Senkung der Nachhallzeit und ist ein optisch unauffälliges, leichtes und bezahlbares Element, das einfach an die Decke gehängt werden kann. Es wird von unseren Kunden nach wie vor gern gekauft und wir gehen davon aus, dass das auch die nächsten Jahre noch so sein wird.
Könnten Sie unseren Lesern einen akustisch idealen Arbeitsplatz entwerfen?
Der ideale Arbeitsplatz ist der, an dem sich der oder die Mitarbeitende wohlfühlt. Das kann von Mensch zu Mensch durchaus unterschiedlich sein. Jeder empfindet das etwas anders. Klar kann man sagen: „An diesem Arbeitsplatz darf maximal ein Fremdgeräuschpegel von x dB(A) vorherrschen und es sollen diese oder jene raumakustischen Parameter eingehalten werden, wie Nachhallzeit oder Sprachverständlichkeit. D. h. aber nun nicht zwingend, dass dieser Arbeitsplatz für alle Mitarbeitenden gleich gut geeignet ist. Es spielt hier auch die subjektive Komponente eine Rolle, die mit rein physikalischen Messverfahren schwer zu erfassen ist.
Generell gelten jedoch folgende Faustregeln: der Arbeitsplatz sollte leise sein, sollte als angenehm empfunden werden und ein nicht zu langer Nachhall vorherrschen. Andererseits sollte der Raum aber auch nicht „überdämpft“ sein. Wenn zu wenig Raumrückwirkung vorhanden ist, wird das nämlich auch als unangenehm und unnatürlich empfunden.
Als Familienunternehmen legen Sie den größten Wert auf den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zum Kunden und ziehen die Beratung bloßem Verkauf vor. Entsteht da aber nicht auch leicht ein Spannungsfeld zwischen ihren akustischen Vorstellungen und dem, was ein Kunde zu investieren bereit ist?
Das Vertrauensverhältnis zwischen uns und unseren Kunden ist uns enorm wichtig. Wir wollen nicht nur ein beliebiger Internet-Händler sein, bei dem der Kunde die Akustikprodukte in den Warenkorb legen und geliefert bekommen kann. Wir sehen es auch als unsere Aufgabe an, den Interessenten zu beraten und ihnen eine maßgeschneiderte Lösung anzubieten. Dazu gehört die Bestandsaufnahme der aktuellen akustischen Situation. Das geht entweder über Bilder und Daten, die uns der Kunde zur Verfügung stellt, wir kommen aber auch gern vor Ort und führen Messungen durch, um einen adäquaten Lösungsvorschlag zu unterbreiten.
Wenn ein Kunde nur ein bestimmtes Budget zur Verfügung hat, versuchen wir die bestmögliche Lösung zu erarbeiten. Das kann sicherlich auch mal einen Zielkonflikt darstellen. Da sind dann pragmatische Lösungen gefragt, die vielleicht auch nicht immer den gängigen Normen entsprechen. Wenn sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln kein Ergebnis erzielen lässt, das wir vertreten können, lehnen wir solche Aufträge auch mal ab. Wir wollen nicht nur um jeden Preis verkaufen. Hier sind wir wieder beim Vertrauensverhältnis: für langfristige Kundenbeziehungen ist Ehrlichkeit wichtiger als die Aussicht auf schnellen Umsatz.
Die DIN 18041 (Hörsamkeit) und die gesetzlich verpflichtende Arbeitsstättenregel ASR 3.7 Lärm enthalten Forderungen, die sich erfüllen lassen. Die VDI 2569 hingegen stellt Anforderungen, die in bestimmten Großraum-Situationen kaum erfüllbar sind. Fehlt es den Akustikberatern an einer Lobby?
Ob es den Akustikern generell an einer Lobby fehlt, weiß ich nicht. Normen unterliegen natürlich auch unterschiedlichen Interessenseinflüssen. So pauschal kann ich das nicht beantworten.
Allerdings erachten wir es als schwierig, wenn die VDI 2569 für eine gute Einstufung bei großen Büros fordert, dass die Pegelabnahme bei 8 dB pro Abstandverdopplung liegen soll, während bei Freifeldbedingungen nur 6 dB pro Abstandverdopplung erreicht werden. Das führt in unseren Augen zu notwendig starker Abtrennung der Arbeitsplätze in Großraumbüros und der Vorteil besserer Kommunikation untereinander verpufft so wieder. Für uns stellt sich da die Frage, ob aus akustischer Sicht dann nicht generell kleinere Büroräume sinnvoll wären.
Könnten Sie sich im Zuge der Digitalisierung des Baus eine schöne neue Welt des Planens vorstellen, in der Akustik von vornherein gleichberechtigt mitgedacht wird?
(lächelt) Ja, das könnte ich mir durchaus vorstellen und hierzu gibt es auch Ansätze. Für neu zu planende und zu errichtende Gebäude halte ich das für ausgesprochen sinnvoll.
Auf der anderen Seite haben wir aber sehr viele Bestandsgebäude, die Optimierungsbedarf haben. Und bei denen ist es natürlich einfacher, mit bestehenden Daten zu arbeiten und die Akustik zu verbessern.
Zum Schluss ein wenig Philosophie: Sie sagen, Akustik sei keine reine Wissenschaft. Wo sähen Sie dann die Grenze zwischen der für die Akustik relevante Datenerfassung und dem menschlichen Faktor?
Ich möchte ein Bespiel aus der Musik bringen: ein Liebhaber hört klassische Musik, der andere Rock-Musik. Wenn Sie 2 Musikstücke nur anhand der physikalischen Daten wie Schallpegel, Frequenzspektren und ähnliches auseinanderhalten müssten, hätten sie Schwierigkeiten. Hören Sie aber auch nur eine kurze Sequenz der Stücke, können Sie diese mit Leichtigkeit sofort unterscheiden.
Herr Friedl, haben Sie Dank für dieses Interview
Die Fragen stellte Burkhard Talebitari