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Hollands Antwort auf die High Line: Die Paleisbrücke in Herzogenbusch

Brücke mit Park und Solarkraftwerk: Paleisbrücke in Herzogenbusch, Niederlande (Foto: Jannes Linders )
Die ‘High Line’ in New York ist das prominenteste Beispiel einer als Park gestalteten Brücke. In den Niederlanden wurde 2015 ein ähnliches Bauwerk fertiggestellt, das aber viel mehr ist als eine bloße Kopie. Denn die Architekten von Benthem Crouwel aus Amsterdam entwarfen nicht „nur“ eine Brücke mit Park, sondern eine Brücke mit Park und Solarkraftwerk.
Etwa 80 Kilometer südlich von Amsterdam liegt das Städtchen Herzogenbusch. Die 250 Meter lange Paleisbrücke überspannt eine Eisenbahntrasse und verbindet so das Zentrum der Stadt mit dem neu entwickelten Paleisviertel, in dem Gerichtsgebäude, Fachhochschulen, Wohn- und Bürogebäuden untergebracht sind.
Charakteristisch ist die rostbraune Farbe des wetterfesten Cortenstahls der Brücke, die sich in ihrer Gestaltung damit an der Materialität der umgebenen Bahnanlagen orientiert. Die Stahlteile sind miteinander verschweißt und die Befestigung der Stahlteile ist in den Beton eingeschraubt. Eine dichte Korrosionsschicht umgibt die Stahllegierung und verhindert eine weitere Korrosion was der Brücke eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren verleiht. Das Bauwerk ist aus 5 Feldern mit unterschiedlich großen Spannweiten konstruiert. Die Betonpfeiler sind mit Paneelen aus Cortenstahl verkleidet, sodass sie mit den Brückenteilen optisch eine Einheit bilden. Hinter den Paneelen befindet sich Beton. Die primäre Tragstruktur besteht aus horizontalen Hohlprofilen aus wetterfestem Stahl, die mit einer aufliegenden Betonplatte in der Druckzone verbunden sind. Je länger die Spannweite, desto höher die Hohlprofile. Bei der Überspannung über die Bahngleise wurde ein zusätzlicher Fachwerkträger oberhalb der Brückenplatte ausgeführt.
Auf der Oberfläche der Brücke verlaufen über die gesamte Länge vier Streifen von zwei Meter Breite. Jeder Streifen ist unterteilt in Abschnitte mit abwechselnd Pflanzbeeten oder Brückenbelag. In den großzügigen Pflanzbeeten ist ein automatisches Bewässerungssystem mit Überlauf integriert und in einem 60 Zentimeter breiten Kanal unter dem Brückenbelag sind Kabel, Leitungen und Entwässerungsrinnen untergebracht.
Auch für die richtige Stimmung und Sicherheit ist gesorgt, denn die Bepflanzung, Bänke und Wege werden abends und nachts mit LEDs beleuchtet. Da der Cortenstahl und die Pflanzen auf den winterlichen Einsatz von Streusalz empfindlich reagieren würden, haben die Architekten als nachhaltige Lösung gegen Eis und Schnee eine Brückenheizung integriert, die sich aus Sonnenkollektoren speist. Der Kollektor ist an einen Erdwärmetauscher angeschlossen und da die Brücke im Sommer mehr Wärme speichert, als im Winter für die Niedrigenergieheizung erforderlich ist, liefert das Bauwerk sogar Energie an das umliegende Stadtviertel. Weil die Brücke von Fußgängern und Radfahrern gleichermaßen genutzt wird befinden sich parallel zu den Aufgängen Aufzüge, die sich diagonal bewegen.
Das niederländische Pendant zur High Line hat also einiges zu bieten und steht auch sonst in Verbindung zum New Yorker Vorbild. Denn verantwortlich für die Bepflanzung der Paleisbrücke war kein Geringerer als der Garten- und Landschaftsgestalter Piet Oudolf, der auch der High Line seine Handschrift verlieh.