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Gespräch

Im Gespräch mit Reiner Nagel zum Konvent der Baukultur 2020

Die Bundesstiftung Baukultur veranstaltet am 23. und 24. Juni den Konvent der Baukultur in Potsdam. Die Versammlung der Mitglieder des Konvents steht allen Interessierten offen und bietet die Möglichkeit, sich mit Baukulturschaffenden aus ganz Deutschland auszutauschen. Bernhard Hauke hat mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur Reiner Nagel über den Konvent gesprochen.

Konvent der Baukultur, das klingt nach elitärem Forum für einige Wenige. Was genau will der Konvent erreichen und wer darf teilnehmen?

Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur

Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur (Foto: Bundesstiftung Baukultur/Till Budde)

Reiner Nagel: Das Wort ist etwas sperrig und meint zweierlei: zum einen die Veranstaltung Konvent der Baukultur, eine Zusammenkunft von Gleichgesinnten in Sachen Planen, Bauen und Baukultur. Zum anderen ist der Konvent der Baukultur ein Gremium mit rund 300 Mitgliedern – Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise mit dem Thema Baukultur befassen, und die bei der Veranstaltung im Juni zusammenkommen. Elitär ist das Treffen aber nicht, im Gegenteil: Der Konvent ist offen für alle Fachpersonen, Interessierte und Gäste und hat die Aufgabe, eine öffentliche Standortbestimmung zur Baukultur in Deutschland vorzunehmen und die aktuellen Themen kontinuierlich fortzuentwickeln. Da, wo Defizite bestehen, soll der Konvent den notwendigen Handlungsbedarf aufzeigen. Alle vier Jahre, so auch diesmal, wählt der Konvent als Gremium die Vertreter für den Stiftungsrat und Beirat der Bundesstiftung. Für mich ist die Veranstaltung so etwas wie die Bundesversammlung der Baukultur.

Der erste Tag nennt sich „Basislager der Baukultur“ und ist als Gesprächs- und Arbeitsformat angekündigt. Worum geht es da, und wo können sich vor allem Bauingenieure und Bauingenieurinnen einbringen?

R.N.: Ja, am 23. Juni veranstalten wir mit Kooperationspartnern parallele Foren. Das Ganze hat Marktplatzcharakter. Wir nennen es „Basislager“, weil wir uns für „Expeditionen“ zu neuen Themenfelder und Aufgaben vorbereiten wollen. Die Themen reichen von der baukulturellen Bildung in Schulen bis zu Materialkreisläufen und Baustofffragen beim heutigen Bauen. Da ist die Erfahrung und Sichtweise von Ingenieurinnen und Ingenieuren äußerst wertvoll – und sicherlich nehmen auch sie den ein oder anderen neuen Input aus den Foren mit. Natürlich schwingt auch das aktuelle Thema des Baukulturberichts „Öffentliche Räume“ mit. Hier sind vom Grundbau bis zum Brückentragwerk Ingenieurinnen und Ingenieure in besonderer Weise gefragt.

Am 24. Juni ist der eigentliche Konvent mit der Vorstellung des Baukulturberichts 2020/21 „Öffentliche Räume“ als einem der Höhepunkte. Was ist hier ihr besonderes Anliegen?

R.N.: Öffentliche Räume gelten unter Bürgern als selbstverständlicher Allgemeinplatz und für Planer sind sie Routineaufgabe. „Nichts Besonderes“, würde man vielleicht denken, und hier setzen wir an: Wir zeigen, wie umfassend, allgegenwärtig und bedeutend öffentliche Räume sind. Wieviel baukulturelle Hardware in ihnen steckt, und wie im Grunde alle planenden und bauenden Berufe an der Mammutaufgabe einer ständigen infrastrukturellen und gestalterischen Verbesserung der gebauten Räume mitwirken können.

Was erwartet uns noch auf dem Konvent? Warum lohnt sich eine Teilnahme?

R.N.: Wer schon mal am Konvent in Potsdam teilgenommen hat, weiß, dass wir den passenden Rahmen schaffen für einen fachlichen und persönlichen Austausch. Gute Stimmung wird garantiert. Es kommen renommierte Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Fachgebieten. Wir werden diesmal von den meisten Länderkammern Anerkennungen für eine berufliche Weiterbildung ausgeben. Jeder Teilnehmende trägt dazu bei, dass auf dem Konvent spannende Dialoge und fachliche Debatten stattfinden – und hilft dadurch mit, ein aktuelles Meinungsbild zum Planen und Bauen zu generieren. Es geht also ganz bedeutend um Netzwerken und Mitwirken. Beim Rahmenprogramm sollte man die Fachexkursion durch Brandenburg am Vortag und die festliche Abendveranstaltung auf keinen Fall versäumen.

Nach dem Konvent ist vor dem (nächsten) Konvent. Wie geht es mit der Baukultur weiter? Welche Angebote haben Sie insbesondere für uns Ingenieurinnen und Ingenieure? Und wo sehen Sie diese vor allem in der Pflicht?

Konvent der Baukultur 2018: Ulrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer und Bernhard Hauke, Editorial Director Ernst & Sohn übergeben Bau-StS. Gunther Adler das Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2019 (v.r.n.l)

Konvent der Baukultur 2018: Ulrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer und Bernhard Hauke, Editorial Director Ernst & Sohn übergeben Bau-StS. Gunther Adler das Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2019 (v.r.n.l) (Foto: Bundesstiftung Baukultur/Till Budde)

R.N.: Ingenieurinnen und Ingenieure sind, und das ist meine persönliche Erfahrung und Überzeugung, eine zentrale Akteursgruppe der Baukultur. Ohne Ingenieurwissen und Ingenieurbaukunst läuft gar nichts bei der Baukultur. Außerdem sind Ingenieure Problemlöser. Deshalb sollten sie sich noch stärker in Themen einbringen, die nicht so eindeutig als Ingenieurthemen definiert sind: bei Gestaltungsfragen, öffentlichen Räumen oder bei der Baukulturvermittlung. Uns geht es darum, die unterschiedlichen Welten stärker miteinander ins Gespräch zu bringen, gegenseitige Vorbehalte abzubauen und die ergebnisorientierte Zusammenarbeit zu verbessern. Die Corona-Krise hat auch klargemacht, wie schnell wir auf den gebauten Nahraum und unser direktes Umfeld zurückgeworfen werden können und merken, was uns guttut und was nicht. Deshalb ist es so wichtig, dass wir weniger auf die Zuständigkeit schauen nach dem Motto: „Sind wir hier als Ingenieure gefragt?“, sondern mehr auf die eigenen Möglichkeiten, zu attraktiven Bauwerken und lebenswerten Räumen beizutragen.

Konvent der Baukultur 2020
23. – 24. Juni 2020
Areal Schiffbauergasse
14467 Potsdam

Kostenlose Anmeldung und weitere Informationen: www.bundesstiftung-baukultur.de

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Datum 10. April 2020
Autor Bundesstiftung Baukultur
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