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Interviews

Klimaschutz. Bauen. Sozial verträglich.

Professorin Dr. Lamia Messari-Becker über die UN-Klimakonferenz in Glasgow: „Die Weltgemeinschaft in eine gemeinsame Richtung zu bewegen, ist ein demokratischer und diplomatischer Seiltanz – der ist in Glasgow eher gelungen als nicht gelungen. Die UN-Klimakonferenz hat sechs Jahre nach dem Pariser Abkommen von 2015 dieses Abkommen operativ übersetzt. Der globale Ausstieg aus der Kohleenergie wird eingeleitet. Das ist eine Wende, der sich langfristig kein Land entziehen dürfte. Zudem einigten sich 197 Länder über Regeln für einen globalen Kohlenstoff-Markt. Dahinter steckt, dass 2015 in Paris vereinbart wurde, dass Industrienationen ihre Emissionsminderung auch in anderen Ländern erbringen dürfen. Jetzt ist diese Anrechnung klar geregelt. Das dürfte milliardenschwere Klimaschutzinvestitionen in den Entwicklungsländern auslösen. Zudem werden Aufforstungsprogramme gestärkt.“

Professorin Dr. Lamia Messari-Becker über die Klimaschutzmaßnahmen der bisherigen Bundesregierung: „Die Herausforderungen des Kohle- und Atomausstiegs wurden im wissenschaftlichen Diskurs oft verniedlicht. Dabei ist das eine riesige Aufgabe. Nun sind wir vom Erdgas abhängig. Nötig ist also eine deutlich diversifizierte Energiewende. Der bisherige Ausbau erneuerbarer Energien reicht nicht aus, um eine Industrienation mit klimaneutraler Energie sicher zu versorgen.“

Professorin Dr. Lamia Messari-Becker über sozial veträgliche Klimaschutzmaßnahmen: „Wir müssen im Gebäudesektor in nur neun Jahren – also bis 2030 – genau so viel CO2-Reduktion schaffen, wie in den 30 Jahren zuvor, nämlich rund 40%. Dabei vermisse ich vor allem sozial verträgliche Lösungen, die alle Menschen mitgehen können. Eine Politik zu betreiben, die die Strompreise derart in die Höhe treibt, um dann den sozialen Ausgleich zu versprechen, ist kurzsichtig. Klimaschutz muss sozial verträglich ausgestaltet werden. […] Für bezahlbares ökologisches Wohnen muss die Bundesregierung ihre Förderprogramme auch mit sozialem Blick weiterentwickeln. Wir müssen weg vom Fokus auf Einzelgebäude, hin zu innovativen Quartiersansätzen.“

Professorin Dr. Lamia Messari-Becker über ein eigenständiges Bauministerium: „Bauen ist umweltrelevant, mit einem Drittel CO2-Emisionen, knapp 40% Energieverbrauch und 50 % Ressourcenverbrauch. Bauen ist ökonomisch stark. Mit 619 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung, ohne öffentliche Investitionen, ist die Bauwirtschaft stärker als die Autoindustrie. Die gebaute Umwelt ist zudem sozialer Lebensraum – er betriff die 83 Mio. Menschen in Deutschland. Deshalb darf das Bauressort nicht länger wie ein Anhängsel behandelt und immer wieder von einem Ministerium ans nächste gedockt werden.“

Das gesamte Interview ist auf der Homepage the Universität Siegen zu finden: https://u-si.de/BuMqd

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Datum 16. November 2021
Autor Nora Frei / Universität Siegen
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