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Online Vortrag: Hans Heinz Holz und der philosophische Diskurs über Technik

VDI

1960 erhielt der junge Philosoph Hans Heinz Holz (1927–2011) eine Einladung für die Teilnahme am Ausschuss „Philosophie und Technik“ beim Hauptvorstand des VDI, dem er bis 1990 angehörte. Mit der Gründung des Ausschusses verband der VDI das Ziel, die philosophische Reflexion über die Grundlagen der Technik in einer zusehends technisierten Welt und die Rolle des Ingenieurs zu intensivieren.
Prägten in den 1960er Jahren im Ausgang von Friedrich Dessauers (1881–1963) Überlegungen zum „Wesen der Technik“ den Diskurs im Ausschuss, so verschoben sich die Debatten hin zu gesellschaftspolitischen Fragen des Zusammenhangs zwischen Werten, Bedürfnissen und Technik. Die Bemühungen der Diskutanten, deren wichtigste Vertreter in den 1970/80er Jahren neben Hans Heinz Holz, Günter Ropohl (1939–2017), Alois Huning (*1935), Hans Poser (*1937), Friedrich Rapp (*1932) und Hans Sachsse (1906–1992) waren, mündeten 1990, nach 15 Jahren intensiver Diskussionen und vielen Dutzend Arbeitssitzungen, in die fünfteilige VDI-Richtlinie 3780 mit dem Titel „Technikbewertung – Begriffe und Grundlagen“. Die Richtlinie, die innerhalb des VDI hoch umstritten war, sollte das „Problembewußtsein für die Gestaltbarkeit der Technik fördern“ (VDI-Richtlinie 3780), indem sie die zu beachtenden Zusammenhänge zwischen Werten und Normen sowie Technik und ihren gesellschaftlichen Folgen aufzeigt.
Holz vertrat im Ausschuss eine an Karl Marx orientierte Position, die die gesellschaftliche, durch die ökonomischen Strukturen der Gesellschaft vorgeformte Anwendung von Technik ins Zentrum ihrer philosophischen Bestimmung zu stellen versuchte. Er mahnte wiederholt an, Technik weder zu dämonisieren noch zu vergöttern. Stattdessen stritt er für eine institutionelle Struktur, um breite Kreise der Bevölkerung in die Entscheidungsprozesse über den Einsatz von Technik einzubinden.

Der Vortrag möchte Kernprobleme des philosophischen Diskurses im VDI auf dem Weg zur Richtlinie 3780 (und darüber hinaus) nachzeichnen und klären, welche Rolle Hans Heinz Holz im Ausschuss einnahm.

Referent: Martin Küpper, M.A., Berlin

Wann: Donnerstag, den 17. März 2022, 17 Uhr 30 via Zoom

Veranstalter: Verein Deutscher Ingenieure (VDI) – Berlin-Brandenburg; Arbeitskreis Technikgeschichte – Dr.-Ing. Karl-Eugen Kurrer und PD Dr. phil. Stefan Poser

Anmeldung unter: www.vdi.de

Zum Weiterlesen:
Christoph Hubig; Alois Huning; Günter Ropohl: Nachdenken über Technik. Die Klassiker der Technikphilosophie und neuere Entwicklungen. Berlin: edition sigma 2013.

Das Buch enthält Texte von und über Hans Heinz Holz und wurde rezensiert v. Karl-Eugen Kurrer in: Stahlbau 83 (2014), H. 7, S. 503.

Datum 10. März 2022
Autor Martin Küpper, M.A.
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