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Radweg in Rio eingestürzt – warum eine solche Katastrophe in Deutschland unwahrscheinlich ist

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gebbeken, 2. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gebbeken, 2. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau (Foto: Birgit Gleixner)

Der Einsturz eines Radwegs in Rio am 21. April, welcher als Attraktion für die diesjährigen Olympischen Sommerspiele gebaut wurde, hat gezeigt, dass Planungs- und Baumängel immer wieder zu verheerenden Katastrophen führen. Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau erklärt, warum Bauwerke in Deutschland erheblich sicherer sind als in anderen Ländern.

Meist ist es eine Verkettung ungünstiger Umstände in der Planung, beim Bau und beim Unterhalt von Bauwerken, die zu Einstürzen führen, wie es aktuell in Rio passiert ist. Doch wie wahrscheinlich sind solche Katastrophen in Deutschland?

„Grundsätzlich gilt: es gibt keine absoluten Sicherheiten. Restrisiken bleiben immer bestehen. Deutschland hat jedoch gesetzlich gegenüber anderen Ländern einige Mechanismen eingeführt, die Bauwerke wesentlich sicherer machen als anderswo“, erklärt Univ.- Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gebbeken, 2. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

„Bereits bei der Planung von Gebäuden greift das sogenannte Vier-Augen-Prinzip, welches besagt, dass die Statik von Gebäuden und baulichen Anlagen, bis auf wenige Ausnahmen, nach der Erstellung durch den Tragwerksplaner zusätzlich noch von einem weiteren Fachmann – einem sogenannten Prüfingenieur oder Prüfsachverständigen für Standsicherheit – geprüft und nachgerechnet werden muss. Dieser Prüfingenieur ist unabhängig und wird hoheitlich tätig. Durch die Zusammenarbeit von qualifizierten Planern und Prüfingenieuren kann eine Vielzahl von Planungs- und Rechenfehlern bereits vorab vermieden werden“, führt Prof. Gebbeken aus.

Dieses Schema setzt sich auch bei der Bauausführung fort. Neben den herkömmlichen Bauabnahmen wird in Deutschland meist durch den bereits bei der Gebäudestatik involvierten Prüfingenieur bzw. Prüfsachverständigen für Standsicherheit die Baustelle überwacht. Dadurch können gefährliche Baumängel auf ein Minimum reduziert oder vermieden werden. Aber auch der Bauleiter vor Ort steht in einer besonders hohen Verantwortung. Erst nach Erteilung der Freigabe dürfen Gebäude und bauliche Anlagen genutzt werden.

Erst Mitte Januar 2016 wurde der nun eingestürzte Radweg in Rio eröffnet. Das verdeutlicht: ein wesentlicher Faktor in punkto Sicherheit stellt die Erhaltung der Bauwerke dar – und diese Aufgabe beginnt bereits nach der Fertigstellung des Bauwerks.

Für öffentliche und private Bauten gibt es in Deutschland klare einheitliche Vorgaben, wie, in welchen Zeitabständen und von wem solche Überprüfungen durchzuführen sind. „In Deutschland haben wir einen sehr hohen Sicherheitsstandard. Katastrophen wie jetzt in Rio müssen die deutschen Bürgerinnen und Bürger kaum fürchten“, beruhigt Prof. Gebbeken.

 

 

Leserkommentare

  1. Peter Garkisch Architekt | 11. Mai 2016

    Was soll denn dieser Artikel und die Meinung des Vizepräsidenten der Bayerischen Ingenieurkammer? Ist der Einsturz der Eissporthalle Bad Reichenhall mit 15 Toten schon vergessen, so dass man sich über andere und deren fabrizierte Baumängel beschwerden könnte? Es ist beschämend, wie überheblich von der Sicherheit deutscher Gebäude geschrieben wird. Der Satz “…wesentlicher Faktor in punkto Sicherheit stellt die Erhaltung der Bauwerke dar – und diese Aufgabe beginnt bereits nach der Fertigstellung des Bauwerks…. ff”, kann nur als Hohn oder Ausblendung von Tatsachen verstanden werden.

  2. Dipl.-Ing. M. Baumann | 23. Mai 2016

    Weiteres Beispiel mangelnder Sachkompetenz – Seebrücke Dorum-Neufeld.
    Der sich ergebende Auftrieb durch die Hochwassertide bei Sturm wurde in der Planung nicht berücksichtigt.

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Datum 27. April 2016
Autor Bayerische Ingenieurekammer-Bau
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