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Campus

Rio de Janeiro – eine Stadt voller Gegensätze

Studentengruppe in Rio

Stehend v.l.: Jonas Goedel, Alexander Dörfer, Tobias Hein, Nadine Brose, Carsten Schulz, Philipp Donnerhack, Nora Boeland, Carola Guggenbichler, Richard Kögler, Juliane Wilhelm, Mark Saske, Kai Schneider. Sitzend v.l.: Jonathan Roscher, Philipp Eger, Vivian Köhn (Foto: TU Dresden)

Rio de Janeiro –  die Stadt des Karnevals, des Samba! Doch die ehemalige Hauptstadt Brasiliens hat bei weitem mehr zu bieten und hat sich für die nächsten Jahre auch allerhand vorgenommen: Sie wird der Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 sein. Und somit bewegt sich in Rio im Moment sehr viel mehr als nur die Tänzer. Und davon konnten sich 15 Studenten der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden im Mai 2013 überzeugen. Während unserer zwölftägigen Exkursion bot sich uns die Möglichkeit, Einblicke in herausragende Bauprojekte, aber auch Land und Leute und eine gänzlich andere Kultur zu gewinnen.

Den Auftakt unseres Aufenthalts stellte ein Besuch an der UFRJ, der Universidade Federal de Rio de Janeiro, dar, welche sich auf einer eigens dafür künstlich angelegten Insel in der Guanabara-Bucht befindet. Nach unserem ersten Kontakt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Rio de Janeiro und einer daraus resultierenden Verspätung von 45 Minuten, lernten wir einen der entscheidenden Unterschiede zwischen den Brasilianern und uns Deutschen kennen. Während wir unter beherzten Entschuldigungen beschämt die Universität betraten, erklärten uns die Studenten, dass das hier an der Tagesordnung stünde und auch nicht weiter schlimm sei. So wurden wir herzlich vom Büro für Internationale Beziehungen empfangen, bevor uns einige Studenten über den Campus führten und diverse Labore mit uns besichtigten. Darunter das Baustofflabor, ein Labor für Ozeantechnologie, einen Prototyp einer Magnetschwebebahn, die auf Supraleitertechnik basiert, und ein Ölleitungslabor.

Museu de Arte Contemporanea

Die Studenten vor dem Museu de Arte Contemporânea in Niteroi (Foto: Jonathan Roscher)

Zu unserer ersten Baustellenbesichtigung machten wir uns auf den Weg zu einem etwas entfernter liegenden Stadtteil Rio de Janeiros – nach Barra da Tijuca -, wo sich uns die Chance bot, die Baustelle zum Olympischen Dorf 2016 zu besuchen. Unglücklicherweise hatten die Arbeiten nur einen Monat zuvor begonnen, was zur Folge hatte, dass man nicht sehr viel sehen konnte, bis auf ein riesiges Baustellenareal. Wir erhielten aber einen interessanten Vortrag über die geplanten Baumaßnahmen, ihre Finanzierung und die weitere Handhabung des Geländes nach den Olympischen Spielen 2016.

Eine andere große Baumaßnahme Rio de Janeiros stellt die Umgestaltung des Hafens und des dortigen Viertels Gamboa dar. Bis 2016 soll hier ein neues Abwasserleitungssystem entstehen, ein futuristisches Museum gebaut und auch mehrere Infrastrukturprojekte umgesetzt werden, wie z.B. die Verlegung der bislang oberirdischen Straßen in den Untergrund sowie die Etablierung einer Straßenbahn. Diese Projekte wirken sehr vielversprechend, aber leider auch überfällig, da das Verkehrsaufkommen ein großes Problem für die Stadt darstellt.

Rio-Niteroi-Brücke

Brücke von Rio nach Niteroi über die Guanabara-Bucht (Foto: Jonathan Roscher)

Ein weiteres Highlight stellt die 1974 eröffnete lange Brücke über die Guanabara-Bucht dar, welche Rio de Janeiro mit dem Nachbarort Niteroi verbindet. Die 13 km lange Brücke besteht größtenteils aus Stahlbeton. Die Hauptöffnung der Brücke jedoch wird von einem Stahlträger überspannt, der mit einer Stützweite von 300 Metern zu den längsten Balkenträgern der Welt gehört.

Auch die Stadt Niteroi selbst bietet viele Sehenswürdigkeiten und lohnt somit einen Besuch. Vor allem der Architekt Oscar Niemeyer hat sich hier mit mehr als nur einem Werk verewigt. Herausragend ist das auf einem Felsvorsprung in der Guanabara-Bucht gelegene, futuristische Museu de Arte Contemporânea, welches an eine fliegende Untertasse erinnert – Niemeyer soll hingegen beim Entwurf an eine Blüte oder Blume gedacht haben. Der konische Bau besitzt oben einen Durchmesser von 50m, am Sockel sind es nur 9m, und bietet eine 360-Grad-Panoramaaussicht. Anschließend besuchten wir noch die Festung Fortaleza de Santa Cruz, welche die größte Fortanlage des ganzen Kontinents darstellt. Somit bot sich uns nach diesem zeitgenössischen Bild der Stadt ein Blick in die Geschichte Südamerikas, während wir altertümliche und bestens erhaltene Bauweisen bestaunen konnten.

Favela Santa Marta

Favela Santa Marta (Foto: TU Dresden)

Neben all diesen Sehenswürdigkeiten und Baustellenbesichtigungen bietet Rio de Janeiro aber noch so viel mehr, was man auf eigene Faust erkunden kann. Was einem Bauingenieur bei einem Spaziergang durch Rio als erstes ins Auge sticht, ist die Diversität der Stadt. Man findet keine bzw. kaum einheitliche Architektur. Neben einem modernen Wolkenkratzer steht ein kleines, altertümliches, meist kunterbuntes Haus. Neben dem modernen Stadtteil Centro findet man nur ein paar Meter weiter eine Favela. Rio ist eine Stadt voller Gegensätze, die einem nach 12 Tagen allerdings sehr stimmig vorkommen können.

Keine zwei Wochen nach unserer Exkursion kochten die Emotionen in Rio de Janeiro über, wie man es den Nachrichten und Zeitungen hierzulande entnehmen konnte, und äußerten sich in Demonstrationen. Man sieht, in Rio bewegt sich so einiges. In der Stadt, in den Gebäuden und auch in den Menschen. Wir alle hatten eine wahnsinnig interessante Zeit dort und konnten, jeder für sich, viel daraus mitnehmen. Abschließend möchten wir uns ganz herzlichen bei unserem Förderverein, den „Freunden des Bauingenieurwesens“ der TU Dresden bedanken, der uns mit seiner Unterstützung und Spenden diese wunderbare Exkursion erst ermöglicht hat.

 

Museu de Arte Contemporânea in Niteroi

Museu de Arte Contemporânea in Niteroi, im Hintergrund der Zuckerhut (Foto: Jonathan Roscher)

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Datum 22. Januar 2014
Autor Carola Guggenbichler
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