Einen Besuch wert
Schwebendes Depot Albertinum Dresden

Bild 1 Schwebendes Depot des Albertinums in Dresden (Hans Christian Krass / Staatliche Kunstsammlung Dresden)
Das Dresdner Albertinum wurde 1563 als Zeughaus erbaut und später nach König Albert benannt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Hochrenaissancebau wiederaufgebaut und beherbergt die Galerie Neue Meister. Das Elbhochwasser 2002 beschädigte die Keller mit den Depots schwer. Flutsichere Abhilfe schafft ein ursprünglich ebenerdig im Innenhof vorgesehenes Depot mit Werkstätten, welches nun in der Dachebene schwebt und einen zentralen Raum schafft (Bild 1).
Das Tragwerk des zweigeschossigen Depots über dem Innenhof ist ein räumliches Stabwerk aus vier Stahlfachwerkträgern mit 9 Meter statischer Höhe und 72 Meter Spannweite in Längsrichtung (Bild 2).

Bild 2 Schnittperspektive des Albertinums mit schwebendem Depot in der Dachebene über dem Innenhof (Grafik: Staab Architekten)
Die Lastweiterleitung erfolgt auf den Schmalseiten durch zwei Stützen hinter der Hoffassade bzw. einen in den Altbau eingefügten Aufzugsschacht (Bild 3). So wird nur minimal in die historische Bausubstanz eingegriffen und der zentrale Raum des nun überdachten Innenhofes bleibt unberührt (Bild 1). Der Lastenaufzug verbindet alle Ebenen des Altbaus mit dem schwebenden Depot. Im unteren Geschoss werden die Gemälde gelagert (Bild 4), im oberen befinden sich Werkstätten mit günstigem Seitennordlicht. Durch das schwebende Depot über dem Innenhof ist ein klimatischer Pufferraum entstanden (Bild 3), welcher die thermische Stabilität des Gebäudes wesentlich verbessert. Zwei seitliche Lichtfugen belichten den Innenhof mit natürlichen Schwankungen. Der überdachte Innenhof ist mit Kasse, Garderoben, Buchladen und Café neuer zentraler Raum und ein vom Trubel der Kunststadt wohltuend isolierte Ort der schönen Ruhe (Bild 5).
Das schwebende Depot des Albertinums in Dresden ist einen Besuch wert, weil der neue Baukörper, technisch und architektonisch perfekt, erst auf den zweiten Blick spürbar ist. Und nebenbei, zu erleben sind Meisterwerke von Caspar David Friedrich bis Gerhard Richter ab 1800 aus Romantik, Impressionismus, Expressionismus, Neuer Sachlichkeit und Gegenwart (Bild 6).

Bild 3 Das schwebende Depot wird von einem längsspannenden Stahlfachwerk getragen und lagert auf einem Aufzugsschacht bzw. zwei Stützen (Grafik: Staab Architekten)

Bild 4 Im schwebenden Depot über dem Innenhof lagern Gemälde (Foto: David Brandt (2010) / Staatliche Kunstsammlung Dresden)

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dokumentation Fertigstellung Albertinum, Klingersaal: Kunst des Fin de Siècle 2010 (Foto: David Brandt (2010) / Staatliche Kunstsammlung Dresden )
Albertinum Dresden
Tzschirnerplatz 2
01067 Dresden
https://albertinum.skd.museum
Architektur: Staab Architekten, Berlin
Tragwerk Vorentwurf: EiSat, Berlin
Tragwerksplanung: Erfurth+Mathes, Chemnitz und Kless Müller, Dresden
Bauherr: Staatsbetrieb Sächisches Immobilien- und Baumanagement
Auszeichnungen: Auszeichnung zum Stahlbaupreis 2012 und zum Deutschen Architekturpreis 2011