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Einen Besuch wert

Seepark Aspern Steg

Bild 1: Seepark Aspern Steg als Überbrückung der neuen Schilfbucht

Bild 1: Seepark Aspern Steg als Überbrückung der neuen Schilfbucht (Foto: Thomas Eschbacher/Werkraum Ingenieure)

Die Seestadt Aspern im Wiener Bezirk Donaustadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Bis 2028 entstehen Wohnungen und Arbeitsplätze für je 20.000 Menschen rund um einen künstlichen Grundwassersee. Den Wettbewerb für den Seepark gewannen die Berliner Landschaftsarchitekten LAVALAND, die zusammen mit Werkraum Ingenieure und anderen die Generalplanung übernahmen. Ein zentrales Element des Seepark Aspern ist der Steg über die südöstliche Schilfbucht (Bild 1).

Bild 2: V-Stütze und Mittelauflager am Knick der Zweifeldbrücke

Bild 2: V-Stütze und Mittelauflager am Knick der Zweifeldbrücke (Zeichnung: Werkraum Ingenieure )

Die integrale Stahlkonstruktion ist eine zweifeldrige Balkenbrücke mit einem Mittelauflager (Bild 2) im Bereich des Knickes mit Spannweiten von 34,5 und 19,5 m. Die teilweise Einspannung des dreizelligen Hohlkastens mit orthotropem Deck in die Widerlager mittels Großbohrpfählen ermöglicht eine Bauhöhe von nur 540 mm in der Mitte des Hauptfeldes. Zwang aus Temperaturänderungen wird kinematisch über den Knick minimiert. Die Deckschicht besteht aus wartungsfreundlichem Asphaltbeton, der auch zur immer noch geringen modalen Masse beiträgt. Zwei mittels Messungen vor Ort exakt auf die tatsächlichen Eigenschwingungen abgestimmte Tilger-Dämpfer-Systeme jeweils in Feldmitte reduzieren die fußgängerinduzierten Schwingungen wesentlich. Die Stahlsegmente wurden in drei Schüssen mit Längen zwischen 16 und 26 m und Stößen im Bereich der Tilgerkammern im Werk in S 355 J2+N und S355 J2+AR(M) und Z 35 gefertigt (Bild 3), eingehoben und verschweißt. Nach Fertigstellung erfolgten die Schwingungsmessungen. Der Steg war in der zweiten Eigenform steifer und die für das dynamische Verhalten relevante zweite Eigenfrequenz höher als berechnet (Bild 4). Die beiden Schwingungstilger wurden entsprechend abgestimmt und die Beschleunigungen von 2,5 auf 0,35 m/s² reduziert.

Der Seepark Aspern Steg ist einen Besuch wert, weil die schlanke Stahlkonstruktion sich elegant präsentiert und ein statisch-konstruktives Schmankerl ist (Bild 5). Und nebenbei, für die Bewohner der Seestadt Aspern ist der Steg einfach ein praktischer Zugang zu See und kühlem Nass (Bild 6).

Bild 3: Vorgefertigtes Brückensegment mit von oben zugänglicher Tilgerkammer nach der Grundbeschichtung

Bild 3: Vorgefertigtes Brückensegment mit von oben zugänglicher Tilgerkammer nach der Grundbeschichtung (Foto: Thomas Eschbacher/Werkraum Ingenieure ZT GmbH)

Bild 4: Gemessene Eigenfrequenzen am fertiggestellten Bauwerk

Bild 4: Gemessene Eigenfrequenzen am fertiggestellten Bauwerk (Grafik: GERB Engineering)

Bild 5: Der Seepark Aspern Steg ist eine reduzierte, schlanke Stahlkonstruktion

Bild 5: Der Seepark Aspern Steg ist eine reduzierte, schlanke Stahlkonstruktion (Foto: Hans Joosten)

Bild 6 Badegäste am Seepark Aspern

Bild 6: Badegäste am Seepark Aspern (Foto: Daniel Hawelka)

Seepark Aspern Steg
Janis-Joplin-Promenade
1220 Wien – Seestadt Aspern

www.aspern-seestadt.at

Landschaftsarchitektur: Lavaland, Berlin

Entwurf und Tragwerksplanung: Werkraumingenieure, Wien

Bauaufsicht: ISP Ziviltechniker, Wien

Generalunternehmer: Habau Hoch- und Tiefbau, Perg

Stahlbau: Haslinger Stahlbau, Wien

Schwingungsmessung und Tilger: GERB Engineering

Bauherr: Wirtschaftsagentur Wien

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