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Interviews, Vermischtes

„Wir haben etwas Besonderes geschaffen“ – So revolutioniert SCIA die Tragwerksplanung und -analyse

Im Developer Talk erzählt Herman Oogink, Director Product and Alliances von SCIA, wie SCIA Engineer 21 und AutoConverter das (Arbeits-)Leben von Ingenieuren erleichtern und wie die Zukunft von BIM in der Tragwerksplanung und -analyse aussieht.

Herman Oogink - Director Product and Alliances bei SCIA

Herman Oogink - Director Product and Alliances bei SCIA (Foto: SCIA)

  1. Wie lange arbeiten Sie schon für SCIA und wie hat sich SCIA in dieser Zeit entwickelt?

Ich bin bereits seit fast 36 Jahren bei SCIA. In dieser Zeit haben wir uns von einem Unternehmen, das hauptsächlich in den BeNeLux-Ländern tätig war, zu einem der wichtigsten Akteure Europas in unserer Branche entwickelt. Für mich war es besonders spannend, diese Entwicklung zu sehen und daran mitgewirkt zu haben.

  1. Warum sind Sie Ingenieur geworden?

Ich wollte schon immer etwas zu den Konstruktionen um mich herum beitragen. Es gab keinen Moment, in dem ich die Entscheidung bereut habe, Ingenieur zu werden. Schon während meines Studiums habe ich viel mit Software gearbeitet und es hat mich sehr interessiert, wie man Konstruktion automatisieren und optimieren kann. Deshalb war es kein Zufall, dass dies auch das Thema meiner Diplomarbeit war. Nach meinem Abschluss bin ich dann recht schnell in die Softwarebranche gewechselt und gebe seitdem mein Bestes, um anderen Ingenieuren Ihre tägliche Arbeit zu erleichtern.

  1. Dieses Jahr hat SCIA die neue Version SCIA Engineer 21 herausgebracht. Was ist SCIA Engineer 21? Was ist neu und besonders an dieser Version und was unterscheidet sie von anderer Software?

SCIA Engineer 21 ist die neue Version unserer Bemessungs- und Statiksoftware zur schnellen und genauen Modellierung, Berechnung und Optimierung des 3D-Modells beliebiger Tragwerke, Materialien und Lastbedingungen. Es handelt sich um eine Version mit einer völlig neuen Benutzeroberfläche. Diese ist einzigartig, unvergleichbar mit der unserer Mitbewerber und damit eine echte Innovation in der Branche. Da sie sehr intuitiv aufgebaut ist und das 3D-Modell ins Zentrum stellt, spart der Ingenieur täglich eine Stunde. Diese Zeitersparnis ergibt sich daraus, dass die so genannten Mausmeilen, also die Strecke, die der Nutzer mit der Maus auf dem Bildschirm zurücklegt, drastisch reduziert wurde. Ich finde, dass es wirklich Spaß macht, mit dieser Version zu arbeiten, da sie so einfach zu bedienen ist.

Neue Benutzeroberfläche von Scia Engineer 21 mit der intelligenten Suchfunktion SCIA Spotlight (Foto: SCIA)

  1. Warum haben Sie sich auf diese Funktionen konzentriert? Warum sind diese so besonders wichtig?

Wir möchten, dass sich unsere Kunden auf ihre eigentliche Aufgabe, die Ingenieurarbeit, konzentrieren können. Eine komplexe Benutzeroberfläche sorgt dabei nur für Verschwendung von Zeit durch die Suche nach relevanten Funktionen. SCIA Engineer 21 ist deshalb auch für neue Kunden interessant, da sie mit unserer Software schnell loslegen können und sich nicht tagelang mit dem Erlernen der Benutzeroberfläche beschäftigen müssen.

  1. Vor welchen Herausforderungen standen Sie bei der Entwicklung von SCIA Engineer 21?

Es war eine große Aufgabe, eine Benutzeroberfläche zu erfinden, die sich von dem, was wir bisher hatten, völlig unterscheidet. Wir wollten sichergehen, dass wir das Richtige tun. Während der Entwicklung haben wir eine ständige Validierung mit einer Gruppe von Beta-Kunden durchgeführt, um Feedback zu erhalten, damit wir SCIA Engineer 21 an die Bedürfnisse unserer Kunden anpassen konnten.

  1. Wie erleichtert SCIA die Arbeit von Bauplanern und Ingenieuren?

SCIA Engineer 21 ist eine vollständige 3D-Analysesoftware, die für alle Arten von Strukturen wie Gebäude, Industrieanlagen, Brücken usw. verwendet werden kann. Sie berücksichtigt auch alle vom Eurocode geforderten Nachweise, einschließlich der nationalen Anhänge für jedes einzelne Land. Dies alles ist in einer einzigen Lösung integriert. Es müssen keine Daten von einer Anwendung zur anderen übertragen werden. Und schließlich erstellen wir einen vollständigen Bericht, den der Ingenieur für seine Kunden oder Prüfer benötigt. Wir bieten also eine umfassende Lösung für die tägliche Arbeit von Bauplanern und Ingenieuren an, die nicht nur einfach ist, sondern auch Zeit spart.

Scia Gesamtdarstellung des INPUT Panels (Foto: SCIA)

  1. Wie setzt SCIA Engineer 21 den Open-BIM-Ansatz um und wie entwickelt SCIA diesen Ansatz für die Zukunft weiter?

BIM ist ein wichtiges Thema für diese Branche und SCIA hat eine lange Erfolgsgeschichte in Bezug auf Open-BIM. Wir unterstützen verschiedene Standards wie IFC und auch ein neu entwickeltes neutrales Austauschformat für Analysemodelle. Außerdem haben wir letztes Jahr ein neues Produkt namens SCIA AutoConverter auf den Markt gebracht, mit dem sich jedes CAD-Modell in ein Analysemodell umwandeln lässt. Dies ist ein enormer Vorteil für Ingenieure, da sie ein 3D-Analysemodell nicht mehr von Grund auf neu erstellen müssen.

  1. Können Sie die Vorteile von SCIA Engineer 21 in Zahlen messen?

Ja, natürlich. Wie bereits erwähnt ist es unser Ziel, die tägliche Arbeit unserer Kunden zu erleichtern. Mit SCIA Engineer 21 haben wir es geschafft, dem Nutzer täglich bis zu eine Stunde Zeit zu schenken. Wie wir das geschafft haben? Die neue Oberfläche ist deutlich aufgeräumter und der Nutzer kann diese nach seinen Bedürfnissen anpassen. Dadurch werden die Mausmeilen um 20 % reduziert.

  1. Wie sieht die neue Benutzeroberfläche aus und was macht die Oberfläche benutzerfreundlich?

Wir haben mit der neuen Benutzeroberfläche etwas Besonderes geschaffen. Das 3D-Modell nimmt fast die gesamte Arbeitsfläche ein. Die Menüs sind individualisierbar und lassen sich an die Arbeit des Nutzers anpassen. Auch unser Spotlight ist eine großartige Erfindung. Spotlight ist die intelligente Suchfunktion, die es ermöglicht, schnell und einfach alle benötigten Funktionen zu finden. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv, gut organisiert und einfach zu erlernen. Ich könnte lange darüber reden, aber es handelt sich um eine Benutzeroberfläche, die man selbst erleben muss.

  1. Wie finden Sie heraus, welche Funktionen für Ingenieure besonders wichtig sind, was sie von einer Software erwarten und was ihnen die Arbeit erleichtert? Wurden die Ingenieure in die Entwicklung einbezogen?

Das ist für uns natürlich sehr wichtig. Wir haben ein Produktmanagement-Team, das täglich in Kontakt mit unseren Kunden steht, um ihre Bedürfnisse zu verstehen. Auf dieser Grundlage legen wir die Prioritäten und die ersten Entwürfe für neu gewünschte Funktionen fest. Während der Entwicklung haben wir dann eine Reihe von Kunden, die uns bei Bedarf frühzeitig Feedback und Input geben. Das ist äußerst wichtig, da es diese Menschen sind, die unsere Software nutzen werden.

  1. Die neue Version ist seit Mai 2021 auf dem Markt. Haben Sie schon Rückmeldungen von Nutzern erhalten? Wenn ja, wie lautet das Feedback?

Ja, natürlich haben wir schon Feedback bekommen und dies war sehr positiv. Die Anwender sagen, dass sie nach ein bis zwei Tagen mit der neuen Version vertraut sind und nicht mehr zur alten zurückkehren wollen. Das freut uns natürlich sehr zu hören!

  1. Sie sind ein Experte auf dem Gebiet des SAF-Formats. Dieses Format wird von den SCIA-Anwendern sehr geschätzt. Warum ist das SAF-Format so wichtig für die Tragwerksplanung?

SAF ist eine meiner „Erfindungen“. Es ist ein neutrales Format für den Austausch von Analysemodellen und basiert auf Excel, einem Werkzeug, das von fast jedem Ingenieur verwendet wird. Es ermöglicht den einfachen Austausch von Analysemodellen zwischen verschiedenen Analysesoftwares. Es ist praktisch, einfach und es ist keine erneute Dateneingabe nötig. Neben der Tatsache, dass man Modelle zwischen verschiedenen Analysesoftwares austauschen kann, kann man das SAF-Format auch als Möglichkeit nutzen, ein Modell zu erstellen und die Excel-Datei in die Analysesoftware zu importieren. Der Nutzer kann aber auch ein mit dem SCIA AutoConverter erstelltes Modell in eine beliebige Analysesoftware übertragen, die SAF unterstützt.

  1. Erzählen Sie uns mehr über den SCIA AutoConverter.

Wir bei SCIA haben festgestellt, dass der Weg vom CAD-Modell eines Architekten zu einem Analysemodell viel besser und vor allem schneller sein könnte. Deshalb haben wir ein Werkzeug entwickelt, das die Konvertierung eines 3D-Strukturmodells aus einer beliebigen CAD-Software in ein genaues Analysemodell automatisiert und dem Ingenieur die volle Kontrolle über den Prozess gibt – den SCIA AutoConverter. Ein großer Vorteil ist, dass Änderungen an den Struktur- und Analysemodellen perfekt sowohl von Architekten als auch Ingenieuren nachverfolgt werden können und eine direkte Verbindung zu Software wie z.B. Revit ermöglicht wird.

  1. Wie passt der SCIA AutoConverter in den BIM Workflow?

Es wird immer mehr mit 3D-Modellen gearbeitet – auch unter Architekten und Statikern. Aber in vielen Fällen ist die Koordination zwischen Architekt, Statiker und Ingenieur nicht wirklich gut. Es gibt zwar Telefonate oder E-Mails, aber in der Realität sehen wir, dass Änderungen nicht immer ordnungsgemäß in das endgültige Modell übernommen werden. SCIA bietet 3D schon lange an und wir stellen fest, dass die verschiedenen Disziplinen durch den Einsatz von 3D mehr und mehr zusammenkommen. Und mit dem SCIA AutoConverter können die Änderungen im Struktur- und Analysemodell leicht verwaltet werden.

  1. Es ist ziemlich einzigartig, dass Sie Ihre Software für Analysemodelle aus jeder Strukturanalysesoftware öffnen können. Warum war SCIA das wichtig?

SCIA AutoConverter konvertiert Statikmodelle aus CAD-Paketen (z. B. Allplan, Revit, Tekla, Archicad und Vectorworks) in Analysesoftware oder Berechnungssoftware beliebiger Anbieter. Dies ist eine bewusste Entscheidung, denn wir glauben an Kollaboration. Wir sind überzeugt, dass die Branche nur von Werkzeugen profitieren kann, die es erlauben, so viel wie möglich miteinander zu kommunizieren. Wir merken auch, dass das ein großes Bedürfnis des Marktes ist und dass unsere Kunden auf diese Weise ihre Arbeitsabläufe erheblich erleichtern können.

  1. Gibt es ein konkretes Beispiel dafür, wie sich SCIA AutoConverter auf die tägliche Arbeit der Ingenieure auswirkt?

Definitiv, ja. Wir haben die Rückmeldungen von Kunden bekommen, dass sie durch die Verwendung dieses Open-BIM-Tools im Vergleich zur manuellen Eingabe 40 bis 50 Prozent an Zeit gewinnen. Großartig, nicht wahr?

  1. Ist 2D als Format noch weit verbreitet oder stellen Sie einen Wechsel zu 3D fest?

Das ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Obwohl 3D nicht mit BIM gleichgesetzt werden kann, sehen wir doch, dass die Akzeptanzrate ziemlich ähnlich ist. Die Arbeit mit 3D-Modellen ist eine Voraussetzung für den BIM-Workflow. In einigen Ländern wie den Niederlanden wird dies von der Regierung initiiert, die eine offene Arbeitsweise bevorzugt.

  1. Wie sieht die Zukunft von SCIA aus? Worauf können sich die Benutzer freuen?

Die Zukunft sieht gut aus. Wir implementieren natürlich auch weiterhin neue Funktionen, die von Ingenieuren gewünscht werden, aktualisieren auf den neuen Eurocode, der in ein paar Jahren herauskommen wird, und arbeiten wie immer an der ständigen Verbesserung der Leistung, da die Modelle immer größer werden. Ich bin überzeugt, dass 3D-Modelle und BIM die Zukunft sind und SCIA wird dabei eine wichtige und große Rolle spielen.

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Datum 2. November 2021
Autor SCIA
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