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Vermischtes

Von der Krise in die Krise

Die Bauwirtschaft „allein zu Haus“…

Prof. Dr. jur. Günther Schalk, Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt

Prof. Dr. jur. Günther Schalk, Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt (Foto: Ernst Krammer)

Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

man möchte meinen, irgendjemand hätte sich aus irgendwelcher Veranlassung heraus gerade vorgenommen, die Menschen mal richtig auf ihre Belastbarkeit hin zu prüfen. Und zwar nicht mit Bagatellen wie so oft (z. B. Bonpflicht beim Bäcker Anfang 2020), die dann mangels anderer Dramen hochstilisiert werden, sondern mit richtigen Bandagen. Die Coronapandemie ist noch nicht einmal zu Ende, auch wenn sie seit Ende Februar in den Medien vergleichsweise kaum mehr eine Rolle spielt, da hat schon die nächste Krise uns alle überrollt: Es ist Krieg. Und nicht nur ein Krieg irgendwo weit weg, sondern gefühlt direkt vor unserer Haustüre. Zu den Flüchtlingsströmen, die zu bewältigen sind, kommt diesmal noch eins dazu – nämlich die Angst und Unsicherheit, nicht zu wissen, wie sich dieser Krieg in der Ukraine weiter entwickeln wird. Wird sich die Lage wieder dauerhaft entspannen? Oder war das nur der Auftakt eines in jeder Hinsicht unberechenbaren Autokraten im Moskauer Kreml?

Wer in der Bauwirtschaft tätig ist, hat nicht nur die „normalen menschlichen Sorgen“ in dieser neuen Krise. Kaum hat man sich damit abgefunden, dass Corona die Baustoffpreise explodieren hat lassen, explodieren nicht nur die Materialpreise ein weiteres Mal, sondern diesmal auch noch die Energiekosten. Und wieder stehen die Bauunternehmen vor dem Problem, dass sie in keiner Weise etwas dafür können und trotzdem erst einmal völlig alleine sind. Die Auftraggeber, wenn sie nicht fair und verständig sind, berufen sich auf die vertraglich vereinbarten Preise, die einzuhalten seien. Die Politik hat Mitgefühl mit der Wirtschaft, was sich allerdings nicht etwa in Steuerentlastungen auf Energie und Kraftstoffe oder wirklich bemerkbaren Finanzhilfen entlädt. Schade. Die Bundes- und Länderpolitiker sprechen von einer seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Krise. Das würde erwarten lassen, dass die Politik in einer seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Weise der (Bau-)Wirtschaft unter die Arme greift. Taten statt nur Worte wären gefragt. Bis jetzt ist davon allerdings nicht wirklich was zu sehen.

Wie meinte der einst legendäre Nationalspieler Andreas Brehme mit wie üblich bestechender Fußballerlogik: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“ Trotzdem wurde Andy Brehme Weltmeister. Vielleicht lässt sich das ja als Fünkchen Hoffnung auch irgendwie auf die wirklichen Krisen übertragen…

Halten Sie durch. Verlieren Sie nicht den Mut. Auch wenn das momentan manchmal ganzschön schwer ist.

Alles Gute,

Ihr

Prof. Dr. jur. Günther Schalk,
Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt


Themen im aktuellen Heft sind:
– Nachhaltigkeit: Was können Innovationen beitragen?
– BGB-Bauvertrag: Enthaften Bedenken?
– Brückengipfel: BVMB stellt klare Forderungen
– Lärmschutzbau: Ruhe vor dem Sturm
– Waggonproduktion: Reinigung von belastetem Grundwasser
– Lohnbuchhaltung: Sind Spesen sozialversicherungsfrei?
– Gewinnermittlung: Abschreibung von Hard- und Software

Das Heft können Sie hier erwerben: www.ernst-und-sohn.de/unternehmerbrief-bauwirtschaft

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Datum 3. Mai 2022
Autor Prof. Dr. jur. Günther Schalk
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