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Vermischtes

Was bewegt den Mittelstand?

Prof. Dr. jur. Günther Schalk, Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt

Prof. Dr. jur. Günther Schalk, Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt (Foto: Ernst Krammer)

Sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

es gibt Einmannbauunternehmen, es gibt Baukonzerne – und es gibt eine ganz große Zahl von mittelständischen Bauunternehmen. Sie sind das Rückgrat der deutschen Bauwirtschaft. Gut 400 davon haben sich kürzlich in Bonn getroffen. Die Bundesvereinigung mittelständischer Bauunternehmen (BVMB) hat dort den Tag der mittelständischen Bauwirtschaft veranstaltet. Es gab Informationen, Vorträge – und vor allem endlich mal wieder viel Gelegenheit zum Austausch. Und zwar für echten Austausch – nicht über Monitor, Kacheln, Teams oder sonstige Plattformen, sondern so richtig von Mensch zu Mensch – und mit einem kühlen Glas Bier in der Hand.

Gretchenfrage: Wie war die Stimmung? Eigentlich müssten die Baufirmenvertreter ja ziemlich niedergeschlagen sein: Baustoffe werden immer noch teurer, man kann kaum mehr kalkulieren, Sprit wird teurer, Fachkräfte immer weniger, selbst öffentliche Auftraggeber bekommen es nicht auf die Reihe, bis hinunter zu den Kommunen Regelungen vorzugeben, wie auch bei Bestandsverträgen die Preisexplosionen aufgefangen werden können.

Die Stimmung war stattdessen durchwegs richtig gut. „Ist halt so. Das wird schon“, war das durchgängige Credo. Eine der prägenden Eigenschaften eines mittelständischen Bauunternehmers: Nie den Kopf in den Sand stecken – Augen zu und durch. Nicht nur Berufsoder Zweckoptimismus, sondern Kreativität und echter, gelebter Optimismus. Und: Wenn der parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministerium auf der Bühne erklärt, dass der Staat „natürlich nicht alle Risiken aus der Preisentwicklung wegen der Ukrainekrise übernehmen“ könne, bekommt er sogar noch warmen, dankbaren Applaus des Mittelstands. Es steht niemand auf und fragt kritisch nach, sondern man bedankt sich stattdessen artig für dieses Entgegenkommen. Ein Entgegenkommen, das sicher gut ist, aber trotzdem Fragen aufwirft: Warum soll eine Baufirma ein Preisrisiko mittragen müssen für Baustoffe, deren späterer alleiniger Nutzer für 20 oder 40 Jahre der (öffentliche) Bauherr ist? Jetzt zahlt der Bauunternehmer dafür mit, dass er diese Baustoffe für den Bauherrn verarbeiten darf. Aber auch das ist eine prägende Eigenschaft des Baumittelstands: Bescheidenheit und Fairness. Manchmal sogar ein Stück weit zu viel Bescheidenheit.

Ihnen viel Freude mit unserem aktuellen UBB!

Ihr
Prof. Dr. jur. Günther Schalk,
Chefredakteur UBB und Rechtsanwalt

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Datum 29. Juli 2022
Autor Prof. Dr. jur. Günther Schalk
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