Mein Ausland
Wie war’s eigentlich in der Schweiz?

André Körtel (Key Account Manager TBM & Regional Sales Manager Europe, Sika Schweiz AG, Aliva Equipment) (Foto: privat)
Fünf Fragen an André Körtel (Key Account Manager TBM Regional Sales Manager Europe, Sika Schweiz AG, Aliva Equipment) über seine Tätigkeit in der Schweiz.
momentum
Was gefällt Ihnen am (Arbeits)Leben in der Schweiz besonders, was nicht?
Körtel
Es ist ähnlich dem in Deutschland. Unterschiedlich sind die ruhigere Arbeitsweise, die leisere Kommunikation und das Duzen unter Kollegen sowie Vorgesetzten. Dies erzeugt eine angenehmere Arbeitsatmosphäre und ein persönlicheres Verhältnis im Team. Es herrscht eine Offenheit, wo Kollegen aller Nationalitäten sehr gut und gleichberechtigt nebeneinander arbeiten.
momentum
Was würden Sie dem raten, der in der Schweiz arbeiten möchte?
Körtel
In der Schweiz sind viele Dinge ganz anders als in Deutschland geregelt. Hier müssen zuerst vor allem die Steuergesetzgebung, das Krankenkassensystem und die Preise (für Mieten, für Lebensmittel, für Kindertagesstätten, etc.) genau betrachtet werden. Dem höheren Lohnniveau stehen auch wesentlich höhere Kosten gegenüber. Erst wenn man wirklich einen umfassenden Überblick über die Lebenshaltungskosten bekommen hat, sollte man sich auf Stellensuche begeben.
Wo sehen Sie in Ihrem Arbeitsfeld Dinge, die Sie in der Schweiz erst gelernt haben?
Körtel
Der starke Schweizer Franken in der Zeit des abgeschwächten Euros ist sehr schlecht für die Schweizer Exportwirtschaft. Daher sollten die Deutschen vorsichtig sein und nicht auf die Wiedereinführung der Deutschen Mark plädieren. Diese würde dann umgehend so aufgewertet werden, dass sie große Probleme für die deutsche Exportindustrie mit sich bringen würde.
Wissenswertes zum Bau-Arbeitsmarkt in der Schweiz im Überblick:
- erforderliche Papiere: Aufenthaltsgenehmigung, dringend vor Einreise zu beantragen
- praktische Hinweise für Einreise und Alltag: Wohnungssuche (SCHUFA Auszug und Leumund vorteilhaft); Der Umzug ist kompliziert und muss genau geplant sein. Problematisch sind die Deklaration aller Sachen am Zoll und die vorzubereiteten notwendigen Unterlagen.
- offene Stellen in welchen Bereichen: Bauingenieurstellen und Baugewerbe; Der Arbeitsmarkt im Bau ist vor allem für gut ausgebildete Spezialisten sehr interessant.
- Gehälter: variiert sehr stark je nach Kanton (Region), Tätigkeit und Firma.
- Steuern: Ca. 20 % des Gehaltes für die folgenden Abgaben: Arbeitslosenversicherung, (5 %), Rentenversicherung (6 %), Nichtberufsunfallversicherung (2 %) und Quellensteuer (5 –10 %). Die Quellensteuer, ist die pauschale Lohnsteuer für ausländische Arbeiternehmer in den ersten 5 Jahren des Aufenthaltes.
Wo ergeben sich – trotz kultureller Nähe – Schwierigkeiten, wo deswegen Vorteile?
Körtel
Die Anzahl der Deutschen, vor allem in den deutschsprachigen Gebieten der Schweiz, ist mittlerweile sehr hoch und führt zu gewissen Spannungen zwischen Schweizern und den Gästen. Hier muss auch angeführt werden, dass sich nicht alle Deutschen als Gäste aufführen und somit die Zurückhaltung der Schweizer verständlich ist. Ein privater Kontakt ergibt sich daher nur schwierig und in wenigen Fällen.
momentum
Würden Sie wieder in die Schweiz gehen? Begründen Sie bitte in drei – kürzeren – Sätzen.
Körtel
Obschon das Leben in der Schweiz viel teurer ist, ist auch die Lebensqualität wesentlich höher. Dies ist ein nicht unerheblicher Faktor bei der Überlegung wieder in die Schweiz zu gehen. Die Natur und Landschaft ist sehr reizvoll und vielfältig. Die Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten in den Bergen und auf dem Wasser sind sehr vielseitig. Vorteilhaft ist auch, dass Deutschland nicht weit entfernt ist und es keine wesentlichen Sprachbarrieren (außer diverse Dialekte) gibt. Sehr angenehm ist auch, dass in der Schweiz alle Mietwohnungen mit einer kompletten Küche und Waschküche ausgestattet sind.
Auf ein Wort:
Das Leben und Arbeiten in der Schweiz ist sehr angenehm. Auch wenn der Kontakt zu den Schweizern nicht immer so einfach gelingt, so ist es doch sehr spannend die kulturellen Unterschiede zwischen den Nachbarn zu erleben. In den Firmen ist das Arbeitsklima sehr gut, alle sind kollegial und durch einen hohen Anteil von Ausländern (nicht nur Deutschen) wird das Zusammenarbeiten sehr interessant.