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Zum 25. Todestag von Lloyd Hamilton Donnell

Lloyd Hamilton Donnell

Lloyd Hamilton Donnell (Bildquelle: [Kurrer, 2018, S. 989])

Donnell, Lloyd Hamilton, *20.5.1895 Kent’s Hill, Maine/USA, †7.11.1997 Palo Alto, Kalifornien/USA

 

Donnell wurde am 20. Mai 1895 in Kent’s Hill (Maine, USA) geboren und wuchs in einer Familie mit engem Zusammenhalt und ungewöhnlichen Erziehungsmethoden auf: Die Kinder wurden zuhause von den Eltern unterrichtet. Gleichwohl trat der 8jährige Donnell in die Highschool ein, nahm schon als 16jähriger ein Maschinenbaustudium an der University of Michigan auf und erwarb 1915 den akademischen Grad des Bachelors. Danach arbeitete Donnell als Entwicklungsingenieur bei der H. H. Franklin Manufacturing Company und diente nach dem Kriegseintritt der USA in Frankreich im American Friends Service Committee. 1919 wirkte er in der Autoindustrie als Berechnungsingenieur und kehrte vier Jahre später an die University of Michigan zurück, avancierte zum außerplanmäßigen Professor und schloß bei Stepan P. Timoshenko (1878-1972) seine Dissertation Longitudinal Wave Transmission and Impact ab. Während seiner Promotion beriet er die Kelvinator Corporation unter Árpád Ludwig Nádai (1883-1963).

Donnell war bei den konservativen Professoren als Radikaler verschrien, die ihn deshalb mieden. Nach Timoshenko war Donnell der einzige Lehrer an seiner Alma Mater, der die Dynamik beherrschte und auch unterrichtete. Die anderen Lehrer hatten keine Ahnung von Dynamik und unterrichteten nur Statik. Was Wunder, wenn Donnell der University of Michigan den Rücken kehrte und von 1930 bis 1933 am California Institute of Technology bei Theodore von Kármán (1881-1963) als Guggenheim Memorial Research Fellow auf dem Gebiete des Flugzeugbaus arbeitete. Danach verdiente Donnell wieder als Berechnungsingenieur in der Industrie seinen Lebensunterhalt, diesmal bei der Goodyear Zeppelin Corporation.

1934 publizierte er seine bahnbrechende Arbeit über das Beulverhalten dünner Schalen. 1939 konnte er seine für sechs Jahre unterbrochene akademische Karriere beim Illinois Institute of Technology fortsetzen, avancierte dort schon nach zwei Jahren zum ordentlichen Professor für Maschinenbau und 1944 zum Forschungsprofessor für Mechanik. Von 1942 bis 1947 stand Donnell als Direktor dem Mechanics and Aeronautical Research Laboratory seiner Universität vor, arbeitete intensiv mit der Flugzeugindustrie zusammen und entwickelte mit ihr Sandwichplatten. 1948 bis 1950 diente er als Gründungsherausgeber der Applied Mechanics Review. Donnell figurierte auch an führender Stelle bei der Etablierung der U. S. National Congresses of Applied Mechanics seit 1951. Vor seiner Pensionierung im Jahre 1962 stellte sich Donnell noch als Gastprofessor der University of Michigan zur Verfügung. Im Frühjahr 1966 unterbrach er seinen Ruhestand zugunsten einer Gastprofessur an der University of Houston, wo ihm zu Ehren, im April das wissenschaftliche Symposium On the Theory of Shells abgehalten wurde.

An der University of Houston faßte Donnell sein wissenschaftliches Lebenswerk in der Monographie Beams, plates and shells (1976) zusammen, das heute zu den Klassikern der modernen Strukturmechanik zählt. 1964 ehrte ihn die American Society of Mechanical Engineers (ASME) mit der Worcester Reed Warner Medal für seine außergewöhnlichen Verdienste um die Ingenieurliteratur auf dem Gebiete der angewandten Mechanik. Professor D. Muster charakterisierte Donnell 1967 wie folgt: His creative side is reflected not only in patents and other original ideas associated with his professional life, but also music and painting. In recent years, he has actively engaged in painting oils (…). The many facets of his character include gentleness of spirit and a iron-hard resistance to infringement on his personal liberty, a creative urge which is manifested in his professional life and in art and, perhaps most important to his students, a keen physical into the problems of mechanics. Donnell ist einer der heimischen Stammväter der modernen Strukturmechanik in den USA, die sich in der Mitte ihrer Inventionsphase (1925-1950) von europäischen Einflüssen emanzipierte und in der Innovationsphase (1950-1975) zur Weltspitze vordrang. So kann Donnell als Urgestein der modernen Strukturmechanik in den USA gelten.

Am 7.11.1997 schloss Donnell in Palo Alto (Kalifornien/USA) für immer die Augen.

 

 

Wesentliche Beiträge zur Baustatik:

Stability of thin-walled tubes under torsion (1933)

A new theory for the buckling of thin cylinders under axial compression and bending (1934)

Effect of imperfections on buckling of thin cylinders and columns under axial compression (1950)

Effect of imperfections on buckling of thin cylinders and columns under external pressure (1956) Effect of imperfections on buckling of thin cylinders with fixed edges under external pressure (1958)

Beams, plates and shells (1976)

 

Zum Weiterlesen:

Kurrer, Karl-Eugen: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Berlin: Ernst & Sohn 2018.

https://www.ernst-und-sohn.de/the-history-of-the-theory-of-structures

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Datum 7. November 2022
Autor Karl-Eugen Kurrer
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