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Historie, Vermischtes

Zum 25. Todestag von Mario George Salvadori

Mario George Salvadori  (*19.03.1907, †25.06.1997)

Mario George Salvadori (*19.03.1907, †25.06.1997) (Kurrer, 2018, S. 1057)

Mario George Salvadori erblickte am 19. März 1907 in Rom das Licht der Welt. Schon als 23-Jähriger erwarb Salvadori an der Universität Rom den Doktortitel der Ingenieurwissenschaften. 1933 erfolgte an derselben Universität die Promotion im Fach der reinen Mathematik. Danach lehrte Salvadori bis 1938 an seiner Alma Mater. Nach der politisch motiverten Entlassung durch faschistische Behörden emigrierte der Pazifist und Antifaschist in die USA, wo er an der Columbia University in New York seine erfolgreiche Lehr- und Forschungstätigkeit entfalten konnte. So ging aus Salvadoris einsemestriger Lehrveranstaltung über Ingenieurmathematik sein 1948 mit Kenneth S. Miller publiziertes Buch „The Mathematical Solution of Engineering Problems” hervor. Vier Jahre später folgte die mit Melvin L. Baron (1927-1997) verfasste Monographie „Numerical Methods in Engineering”, wo die Autoren bereits auf die durch Anwendung von elektronischen Rechenanlagen erweiterten Möglichkeiten der numerischen Ingenieurmethoden hinweisen: „Electric desk calculators, mass-produced at reasonable prices, and electronic super-computers of the digital and the analogue type make possible today computations which could not have been tackled a few years ago” [Salvadori u. Baron, 1952, S. VII]. So wurden dort nicht nur Verfahren zur Lösung von algebraischen und transzendenten Gleichungen vorgestellt, sondern auch Verfahren zur Lösung von Differentialgleichungen wie etwa das Differenzen- und das Relaxationsverfahren – Verfahren, die damals für die höhere Baustatik von Bedeutung waren.
Seit 1945 arbeitete Salvadori mit Paul Weidlinger (1914-1999) und dessen Ingenieurbüro zusammen. Bei Weidlinger konnte Salvadori seine Doppelbegabung als Bauingenieur und Mathematiker, z. B. beim Entwurf und Bau von Stahlbetonschalen, optimal praxiswirksam werden lassen.
Im Jahr 1987 begründete Salvadori das heutige Salvadori Center, welches Schüler und Studenten die den Tragwerken der gebauten Umwelt zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten auf anschauliche Weise vermittelt. Salvadoris Bücher über die Standfestigkeit von Tragwerken wie „Why buildings stand up” (1979) und „Why buildings fall down” (1992) setzten in der populärwissenschaftlichen Darstellung einer ganzheitlich begriffenen Baustatik Maßstäbe, die bis heute unübertroffen sind.
Im Alter von 90 Jahren schloß Salvadori am 25. Juni 1997 in New York für immer die Augen.

Wesentliche Beiträge zur Baustatik:
The Mathematical Solution of Engineering Problems (1948 u. 1953)
Numerical Methods in Engineering (1952)
Numerical Methods in FORTRAN (1964)
Elastically supported spherical segments under antisymmetrical loads (1965)
Why buildings stand up: the strength of architecture (1979)
Building: The fight against gravity (1979)
Why buildings fall down: how structures fail (1992 u. 2002)
Why the earth quakes: the story of earthquakes and volcanoes (1995)

Zum Weiterlesen:

Kurrer, Karl-Eugen: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Berlin: Ernst & Sohn 2018.

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Datum 25. Juni 2022
Autor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Karl-Eugen Kurrer
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