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Historie

Zum 25. Todestag von Thomas Malcolm Charlton

Thomas Malcolm Charlton

Thomas Malcolm Charlton (Bildquelle: [Kurrer, 2018, S. 979])

Der am 1.9.1923 in South Normanton, Derbyshire/Großbritannien als Sproß einer alteingesessenen Bergarbeiterfamilie stammende Charlton absolvierte 1943 das Nottingham University College und assistierte C. L. Blackburn als Entwurfsingenieur im Royal Radar Establishment in Great Malvern. Von 1946 bis 1954 arbeitete er in Blackburns Firma in Newcastle, wo er reiche Erfahrungen im Kraftwerksbau erwarb. 1954 trat Charlton eine Dozentur an der University of Cambridge an. Dort schloß er Freundschaft mit Amos Henry Chilver (1926-2012), Kenneth Langstreth Johnson (1925-2015) und Richard Kenneth Livesley (1926-2020). Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Charlton fast die Universitätskarriere an den Nagel hängen ließ, faßte er doch erfolgreich Fuß. In dieser Zeit veröffentliche er zwei wichtige Bücher über die Energieprinzipien in der Baustatik (1959) und die Analyse statisch unbestimmter Systeme (1961) sowie erste Aufsätze zur Geschichte der Baustatik.

1963 erfolgte seine Berufung zum Bauingenieurprofessor an der Queen’s University of Belfast. Dort engagierte sich Charlton nicht nur als Dekan der Fakultät für Angewandte Wissenschaften und Technologie, sondern übernahm den Vorsitz des Military Instruction Committees seiner Universität. Kurz nach Beginn des Nordirlandkonflikts arbeitete er im sechsköpfigen Beirat des neugebildeten Ulster Defence Regiment unter General Sir John Anderson (1908-1988) mit.

1970 erlangte er den Jackson-Lehrstuhl für Ingenieurwesen an der University of Aberdeen. Dort gelang es Charlton, dem darniederliegenden Ingenieurwesen wieder eine Perspektive zu geben, indem er die Chance der aufstrebenden schottischen Offshore-Industrie im Zuge der Erschließung der Nordseeölvorkommen für Ingenieurabsolventen seiner Alma Mater nutzte. 1973 wurde er zum Fellow der Royal Society of Edinburgh gewählt. Wegen Herz-Kreislaufbeschwerden mußte Charlton schon 1979 in den Ruhestand gehen. In dieser Zeit betrieb er Studien zur Geschichte der anglikanischen Kirche und zur baustatischen Theoriebildung. In den 1980er Jahren tauschte sich Charlton über Probleme der Geschichte der Baustatik mit dem Autor dieses Beitrags aus.

Seine 1982 publizierte Monographie über die Geschichte der Baustatik im 19. Jahrhundert ist noch heute ein Standardwerk des wissenschaftshistorischen Zweiges der Historiographie der Bautechnik. Am 1.2.1997 starb Charlton in Burwell, Cambridgeshire/Großbritannien.

 

Wesentliche Beiträge zur Baustatik:

Model analysis of structures (1954)

Energy Principles in Applied Statics (1959)

Contributions of Navier and Clebsch to the theory of statically-indeterminate frames (1960) Analysis of Statically Indeterminate Structures (1961 u. 1973)

Some early work on energy methods in theory of structures (1962)

Maxwell-Michell theory of minimum weight of structures (1963);

Maxwell, Jenkin and Cotterill and the theory of statically-indeterminate structures (1971) Contributions to the science of bridge-building in the nineteenth century by Henry Moseley, Hon. L.l.D., F.R.S. and William Pole, D. Mus., F.R.S. (1976)

A note on the contributions of Cotterill, Castigliano, Crotti and Engesser to an energy principle of structures (1978)

A history of theory of structures in the nineteenth century (1982)

Least work theory according to Menabrea, Castigliano and Fränkel (1984);

Innovation in Structural Theory in the Nineteenth Century (1987);

An extension of Maxwell’s theory of pin-jointed frameworks by M. W. Crofton, F.R.S. (1989)

Zum Weiterlesen:

Kurrer, Karl-Eugen: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Berlin: Ernst & Sohn 2018. https://www.ernst-und-sohn.de/the-history-of-the-theory-of-structures

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