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Leben

Zum 300. Geburtstag von Johann Esaias Silberschlag

 

Silberschlag, Johann Esaias, *16.11.1721 Aschersleben/Preußen, †22.11.1791 Berlin/Preußen

Silberschlag, Johann Esaias, *16.11.1721 Aschersleben/Preußen, †22.11.1791 Berlin/Preußen (Archiv Kurrer)

Silberschlag wurde am 16.11.1721 in Aschersleben geboren. Er entstammte einer Familie in der die Beschäftigung mit Medizin und Chemie fast erblich war [Tschackert, 1892, S. 314]. Sein Vater, Arzt in Aschersleben, lenkte das Interesse Silberschlags schon frühzeitig auf die Naturbeobachtung, das Zeichnen und physikalische Instrumente. Nach Abschluß der gelehrten Schule des Klosters Berge bei Magdeburg studierte er an der Universität Halle Theologie, erweiterte aber im Nebenstudium sein naturwissenschaftliches Wissen. Seit dieser Zeit bildete die Koexistenz von Theologie und Naturwissenschaft die Hauptachse in Silberschlags Werken und Wirken.

1745 kehrte Silberschlag an seine alte Schule nach Berge zurück und unterrichtete dort hauptsächlich naturwissenschaftliche Fächer. Danach wirkte er ab 1753 als Prediger in Wolmirsleben und von 1756 bis 1766 als Stadtprediger in Magdeburg. Dort errang Silberschlag mit einer wasserbaulichen Schrift (1756) einen Preis. Zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften wurde er 1760 berufen und 26 Jahre später zum ordentlichen Mitglied ernannt. Silberschlag regte den Bau der ersten Dampfmaschine in Deutschland zur Wasserhaltung im Kupferschiefer-Bergbau des Mansfelder Landes an [Baxmann, 2018], die 1785 in Hettstedt ihren Betrieb aufnahm.

1769 avancierte Silberschlag zum Oberkonsistorialrat und Direktor der Realschule in Berlin. Ein Jahr später berief ihn Friedrich II. in das neu gegründete Oberbaudepartement, wo er mit dem Referat über Maschinenwesen und Wasserbau betraut war. In der aus Oberbaudirektor Johan Boumann (1706-1776) und Silberschlag bestehenden Prüfungskommission des Oberbaudepartements war letzterer bei den Baueleven wegen seiner fundierten Fragen zur Hydrostatik und zum Wasserbau gefürchtet [Krüger, 2020, S. 158].

Seine zweibändige Ausführliche Abhandlung der Hydrotechnik oder des Wasserbaues (1772 u. 1773) enthält auch Ausführungen über Brückenbau und seine Tragstrukturen. Nach Silberschlag muß eine Gewölbetheorie drei wesentliche Stücke aus sichern Gründen (…) bestimmen (1773, S. 259):

  • Erstens: die Gewölbeschwerachse (Formproblem),
  • Zweitens: die Gewölbedicke (Bemessungsproblem) und
  • Drittens: den Steinschnitt

Im zweiten Band seiner Abhandlung (1773) modelliert Silberschlag u. a. das Halbkreisgewölbe unter Eigengewicht implizit als Dreigelenksystem, bestimmt die Gewölbedicke und den Horizontalschub [Silberschlag, 1773, S. 271] und ermittelt aus der Momentengleichung die Dicke der Widerlagermauer. Silberschlag gelingt es nicht, das Schnittkraft- vom Bemessungsproblem konsequent zu trennen. Nur bei der Quantifizierung des Horizontalschubes kommt er zu einem einigermaßen vertretbaren Ergebnis.

So sind Silberschlags Ansätze vollständig der Applikationsphase der Baustatik (1700-1775) verhaftet; gleichwohl bilden sie den Ausgangspunkt der Verwissenschaftlichung des Wasserbaus in Preußen – hier seien nur Johann Albert Eytelwein (1764-1848) und Gotthilf Hagen (1797-1884) genannt.

Kurz nach seinem Tod am 22.11.1791 in Berlin erschien seine Autobiographie (1792).

Wesentliche Beiträge:

Abhandlung vom Wasserbau an Strömen (1756)

Ausführlichere Abhandlung der Hydrotechnik oder des Wasserbaues (1772 u. 1773)

Johann Esaias Silberschlag’s (…) Leben, von ihm selbst beschrieben (1792)

 

Zum Weiterlesen:

Tschackert, P.: Silberschlag, Johann Esaias. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 34, 1892, S. 314-316.

Baxmann, Matthias: Johann Esaias Silberschlag (1721-1791) – preußischer Konsistorialrat und Wasserbauer. In: https://momentum-magazin.de/de/vortrag-am-7-juni-2018-johann-esaias-silberschlag-1721-1791/

Kurrer, Karl-Eugen: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Berlin: Ernst & Sohn 2018.

https://www.ernst-und-sohn.de/the-history-of-the-theory-of-structures

Krüger, Rolf-Herbert: Das Bauwesen in Brandenburg-Preußen im 18. Jahrhundert. Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 74. Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag 2020.

 

Bildquelle: [Kurrer, 2018, S. 1063]

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Datum 16. November 2021
Autor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Karl-Eugen Kurrer
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